Finanzierung der Kirchen in Europa

Gerhard Rampp

Wie finanzieren sich die Kirchen in den Staaten Europas?

Aus: MIZ 4/92

Das deutsche Kirchensteuersystem ist nicht einmalig, wird aber nur in wenigen Staaten in ähnlicher Weise praktiziert. Im internationalen Vergleich ist es als Mischform zwischen einem klassischen Staatskirchen-System und einer sauberen Trennung von Staat und Kirche einzustufen. Alle drei Modelle kommen in Europa in verschiedenen Varianten vor.1

Im europäischen Irrgarten

Gunnar Schedel

Editorial aus MIZ 4/92

Wenn sich die Staaten der Europäischen Gemeinschaft in absehbarer Zeit zu einem Bundesstaat zusammenschließen werden, wird sich für viele Bereiche die Frage stellen, ob Rechtsnormen und Regelungen vereinheitlicht oder völlig im Zuständigkeitsbereich des jeweiligen Bundesstaates belassen werden. Die Unterschiede im Staatskirchenrecht sind allerdings so beträchtlich, daß es hier unwahrscheinlich erscheint, daß nicht zumindest ein Rahmen abgesteckt werden wird, innerhalb dessen nationale Besonderheiten geduldet werden. Diese Frage, inwieweit hier in Europaparlament und -bürokratie bereits Konzepte entwickelt worden sind und in welche Richtung denn diskutiert wird, erschien uns ein Schwerpunktthema wert.

Weder Staatsbürger noch Patrioten

Frank L. Schütte

Aus: MIZ 2/92

Vom 28. März bis 8. April 1991 weilten Ingrid Kaemmerer und ich als IBKA-Vertreter auf Einladung von "American Atheists" in den USA. Wir erwiderten damit einen Besuch von Madalyn O'Hair, Robin Murray-O'Hair und Jon G. Murray vom Oktober 1990 in Berlin (siehe MIZ 3-4/90). Am 30. März hielt ich auf dem XXI. Jahreskongreß von "American Atheists" in Phoenix/Arizona vor über 400 Delegierten aus sämtlichen US-Bundesstaaten das mit langanhaltendem Beifall bedachte Hauptreferat.

III. Atheistische Weltkonferenz in Helsinki

Aus: MIZ 2+3/83

Inhalt


Grußadresse an die III. Atheistische Weltkonferenz in Helsinki

Rüstungswahnsinn und Hunger - Umweltzerstörung und leidende Menschen

Die Situation der Welt scheint wenig hoffnungsvoll. Diese Hoffnungslosigkeit verleitet viele Menschen zu einer geistigen Flucht in höhere Regionen, die aber die Wirklichkeit nicht ändert. Die prophetische Vorstellung von einer Welt ohne Krieg, einen ewigen Frieden, in der die Völker ihre Schwerter zu Pflugscharen machen, ist ein Teil der biblischen Weltkultur. Aber Religion kann nur Schmerzen lindern und Trost spenden, durch die Vorstellung von einer besseren Welt. Durch diese Illusion half sie dem Volk, das heißt den arbeitenden, ausgebeuteten und unterdrückten Menschen, die ihnen auferlegten Leiden zu ertragen. Aber die Forderung, die Illusion über seinen Zustand aufzugeben, ist die Forderung, einen Zustand aufzugeben, der einer Illusion bedarf.

Atheismus in Indien

Aus: MIZ 4/80

Mancher, der in MIZ 3/80 den Aufruf zur Zweiten Atheistischen Weltkonferenz in der indischen Stadt Vijayawada gelesen hat, fragte sich vielleicht, was für eine Bedeutung Atheismus in Indien für uns hier in Europa haben kann. Im Bewußtsein auch der meisten Atheisten im Westen dürfte unterschwellig eher die Vorstellung herrschen, daß die bewußte Ablehnung und Überwindung von Gottesglauben in engem Zusammenhang mit der Entwicklung abendländisch-rationalen Denkens steht, wie es sich im Zuge der europäischen gesellschaftlichen Entwicklung herausgebildet hat. Zu einer solchen eurozentrischen Einstellung besteht jedoch durchaus kein Grund. Gerade die Geschichte des indischen Denkens kann lehren, daß Einsichten, auf die wir uns manches zugute halten, von Menschen anderer Völker schon gewonnen wurden, als unsere Vorfahren noch recht denkfaul auf ihren Bärenfällen lagen. Damit soll die Bedeutung der europäischen kulturellen Traditionen für die Gegenwart nicht in Abrede gestellt werden. Aber es wird bei gerechter Betrachtung sicher nötig sein, ihr Gewicht zu relativieren, indem man zunächst einmal ganz sachlich die Leistungen anderer Kulturen zur Kenntnis nimmt (wobei wir immer von der grundsätzlichen Beschränktheit unseres Wissens ausgehen müssen, da wir nur einige Teile schriftlicher Traditionen kennen, während die mündliche Überlieferung für uns überhaupt nicht direkt greifbar ist). Daß es mit einer solchen schlichten Kenntnis fremder Kulturen - von einem Verständnis ganz zu schweigen - noch immer nicht alles gut bestellt ist, läßt sich leider kaum bezweifeln. Unkenntnis aber ist eine wesentliche Voraussetzung für Abwertung; gerade Atheisten, die durch Überwindung religiöser Beschränktheit günstige Voraussetzungen für die Praktizierung eines internationalen Humanismus mitbringen, sollten zu jeder Art von Kulturimperialismus auf deutliche Distanz gehen. Soziale Formen, die der christlichen Mission ähneln, in der der eine schon über die fertige Wahrheit verfügt, während der andere sie bloß anzunehmen braucht, müssen in jedem Fall überwunden werden, wenn man nicht die Politik, die Europa gegenüber den Ländern der Dritten Welt bisher betrieben hat, mit anderen Mitteln fortzusetzen gedenkt.