Kirchenkritische Diskussion im WDR

Aus: IBKA Rundbrief

Am 2. April ging es in einem Beitrag der Sendung "Markt im Dritten" um das gerade von der NRW-Landesregierung zugunsten eines Kirchgeldes in glaubensverschiedener Ehe geänderte Kirchensteuergesetz. Eingeladen waren Vertreter der beiden "Amtskirchen", des christlichen, aber kirchenkritischen "Vereins für die Umwidmung der Kirchensteuer" und ein Pfarrer der Mennonitengemeinde aus Krefeld.

Diese übte im Vorfeld kompetente Kritik am Kirchgeld. Da aber in das Kirchensteuergesetz kurzfristig ein Passus eingefügt wurde, nach dem Gelder, die Nicht-Kirchenmitglieder an andere Religionsgemeinschaften oder gleichstellte Weltanschauungsgemeinschaften zahlen, auf das Kirchgeld angerechnet werden, waren die Mennoniten soweit zufrieden gestellt. Wirklich betroffene Konfessionslose und Atheisten, die mit einem Kirchenmitglied verheiratet sind, vermisste man in dieser Runde. So diskutierten - mal wieder - Gläubige unter sich.

Dementsprechend wenig fruchtbar war der recht kurze Meinungsaustausch. Der aufmerksame Zuschauer staunte nicht schlecht, als der Repräsentant der Katholischen Kirche, auf fehlendes Sparen angesprochen, ohne Protest seitens der Gäste und Moderatoren erklären konnte: "Aber natürlich, wir haben massiv gespart! Sie haben ja in der Graphik eben gezeigt, dass die Kirchensteuereinnahmen deutlich zurückgegangen sind..." Tatsächlich zeigte aber die vorher eingeblendete Graphik genau das Gegenteil! Trotz fallender Kirchenmitgliedszahlen (1991 60 Mio.; 1998 54,3 Mio.) stiegen die Kirchensteuereinnahmen (1991 14,5 Mrd. DM; 1998 16,2 Mrd. DM). Merkte niemand diese Mogelei?

Wirklich kritisch hinterfragt und mit entsprechenden Zahlen belegt wurde das Finanzgebaren der Kirchen allerdings in einem begleitenden Filmbeitrag. Dafür interviewte der WDR auch Passanten und Eltern, die ihre Kinder aus dem kirchlichen Kindergarten abholten. Die Befragten lobten überwiegend die Kirche für ihre sozialen Einrichtungen, waren der Meinung, die Kirche würde diese auch zum Großteil finanzieren - und waren verblüfft zu erfahren, wie wenig die Kirche sich tatsächlich finanziell beteiligt. Angesprochen wurden in diesem Zusammenhang auch die kirchlich bestimmten Lebensbedingungen, z.B. von Kindergärtnerinnen.

Die Interviews zeigen uns, wie erfolgreich die Kirchen mit ihrer schöngefärbten öffentlichen Darstellung immer noch sind. Hier muss die Aufklärungsarbeit aller Kirchenkritiker noch viel mehr intensiviert werden.

Während der Sendung gab es eine TED-Umfrage zum Thema Kirchgeld. Ergebnis der Frage "Ist das Kirchgeld gerechtfertigt?": 78 Prozent der Anrufer meinten Nein!