"Praktische Philosophie" für Religionsflüchtlinge?

Meinungsverschiedenheiten in der rot-grünen Koalition

Aus: MIZ 2/97

Nordrhein-Westfalen war bislang das letzte West-Bundesland, in dem es (außer in der Sekundarstufe II) keinen Ersatzunterricht für Schüler gab, die den Religionsunterricht nicht besuchen wollten (abgesehen von Berlin, wo religiöse Unterweisung kein ordentliches Lehrfach ist). Im August wird nun in einem landesweiten Schulversuch das Fach "Praktische Philosophie" eingeführt. Bei den nordrhein-westfälischen Grünen hat dies eine grundlegende Diskussion über den Stellenwert des Religionsunterrichtes und ein zwangsweises Ersatzfach für Abmelder ausgelöst.

Klage gegen Ethik-Unterricht zurückgewiesen

Baden-Württemberg: Klage gegen Ethik-Unterricht zurückgewiesen

Aus: MIZ 3/97

Der Prozeß, den ein mittlerweile volljähriger Schüler und seine Eltern gegen den Ethik-Unterricht als Zwangsfach in Baden-Württemberg angestrengt haben, ist auch in der zweiten Instanz verlorengegangen. Nach Auffassung des baden-württembergischen Verwaltungsgerichtshofes (VGH) ist eine Grundrechtsverletzung weder durch die Konstruktion als Ersatzfach für "Religionsflüchtlinge" noch durch die konkrete Schlechterstellung von Schülern, die diesen Unterricht besuchen, im Schulalltag gegeben. Da die Urteilsbegründung in vielen Punkten auf die Argumentation der Kläger überhaupt nicht eingeht und in einigen Punkten auch juristisch fragwürdig ist, wurde bereits Revision beim Bundesverwaltungsgericht eingelegt.

Grüne in NRW zum Religionsunterricht

Grüne in NRW zum Religionsunterricht

Ordentliche Landesdelegiertenkonferenz BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN NRW in Borken vom 18. 04. - 20. 04. 1997
AntragstellerIn : Landesarbeitsgemeinschaften "Christinnen und Christen" und "Trennung von Staat und Kirche".
Tagesordnungspunkt : Konfessionsschulen / Religionsunterricht ( RK - 3 ).

Zur Zukunft des Religionsunterrichts in Nordrhein - Westfalen

Gemeinsamer Antrag der Landesarbeitsgemeinschaften "ChristInnen" und "Trennung von Staat und Kirche" zur LDK in Borken im April 1997.

Ethikunterricht in Nordrhein-Westfalen - IBKA-Landesverband zum Schulversuch

Stellungnahme des Internationalen Bundes der Konfessionslosen und Atheisten e.V., Landesverband Nordrhein-Westfalen

(zur Anhörung der Landtagsfraktion von Bündnis 90 / Die Grünen in NRW am 18. 03. 1997 zum geplanten Schulversuch "Praktische Philosophie" als "Ersatz"fach für konfessionellen Religionsunterricht mit Beginn des Schuljahres 1997/98)

Konfessioneller Religionsunterricht

Instrument kirchlicher Bestandssicherung: Konfessioneller Religionsunterricht an öffentlichen Schulen

Aus: MIZ 4/94

Bei der Diskussion um die Trennung von Staat und Kirche kommt die Sprache sehr schnell auf den Religionsunterricht - das einzige im Grundgesetz verankerte Schulfach. Obwohl vom Staat finanziert bestimmen ausschließlich die Kirchen den Unterrichtsinhalt. Einerseits wird deshalb - wie von der hessischen F.D.P. - die Abschaffung dieses Schulfaches gefordert, andererseits wollen die beiden Großkirchen verständlicherweise daran festhalten.

Ersatzfach oder Alternative?

In Baden-Württemberg wird über den Stellenwert des Ethikunterrichtes diskutiert

Aus: MIZ 4/93

Ende Oktober veranstalteten die GRÜNEN im Landtag von Baden-Württemberg eine Anhörung zu Religion und Ethikunterricht, auf der die Gleichstellung des Zwangsersatzfaches Ethik diskutiert wurde. Als Referenten waren der Mainzer Religionspädagoge Gert Otto, Gerd Eggers aus der Projektgruppe des Schulmodellversuchs "Lebensgestaltung/Ethik/Religion" und Gerhard Czermak, einer der Autoren des Handbuches für konfessionslose Lehrer, Eltern und Schüler geladen. Wir dokumentieren in Auszügen die vorangegangene Landtagsdebatte und das Statement Edgar Baegers, der ebenfalls als Sachverständiger an der Expertenrunde teilnahm.

Lehrpläne des Ethik-Unterrichts in Thüringen

Thüringer Kultusministerium

Lehrpläne für den Ethik-Unterricht:

Vorläufiger Lehrplan für die Grundschule. Ethik. Juli 1993 (*)

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Einblick in wesentliche Grundlagen der Kulturen bedeutet im Grundschulbereich vor allem, Informationen über die sie prägenden Religionen zu vermitteln. Dabei steht die Begegnung mit den religiösen Wurzeln des Abendlandes, dem Christentum, im Vordergrund.
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Die Weltliche Schule

Rolf Heinrich

Aus: MIZ 3/92

Von 1922 bis 1933 gab es die Weltlichen Schulen, die sich durch Konfessionsfreiheit und ihr pädagogisches Experimentierfeld auszeichneten. Die Zeit der Weimarer Republik war jedoch zu kurz, um Reformen nachhaltig im alltäglichen Leben zu festigen und erzieherisch einzubringen. Ihre Entstehungsgeschichte ist vor allem eine Geschichte des Schulkampfes um staatliche oder kirchliche Kontrolle und Einflußnahme auf das Schulleben und die Unterrichtsmethoden. Dabei entbrannte der Kampf vor allem um die Volksschulen, weil dort der Religionsunterricht mit bis zu sechs Stunden in der Woche einen großen Raum einnahm; biblische Texte wurden darüberhinaus zum Lesen- und Schreibenlernen benutzt. Die Erziehung zu Gehorsam und Demut war oberstes Ziel. Die Unterrichtsinhalte der höheren Schulen hatten sich dagegen schon stärker an die Erfordernisse der Industriegesellschaft angeglichen.