Jesus Camp – Die Welt über morgen

Petra Daheim Christlich evangelikale Erwe­ckungs­bewegungen in den USA ziehen Fünf- bis Zwölfjährige Kinder zur „Armee Gottes“ heran. Grund genug, im Rahmen des „Gesellschafterprojekts“ der Aktion Mensch „In was für einer Gesellschaft wollen wir leben?“, den Film „Jesus Camp“ vorzuführen. Festivalpartner für die Aufführung am 15.03.2008 im Kölner Filmhaus war der IBKA NRW, vertreten durch Rainer Ponitka als Diskussionspartner für interessierte Kino­besucher. Christian Brücker bediente den Infotisch. Die routinierte Moderatorin Ina Kessebohm leitete die Diskussion mit der Frage nach dem Betätigungsfeld des IBKA ein. Nach einer kurzen Vorstellung der Vereinsinhalte und Ziele kam man schnell zum Filmthema zurück. Die Einmischung der Evangelikalen Bewegungen in die US-amerikanische Politik wurde allseits kritisch betrachtet. Jedoch herrschten unterschiedliche Auf­fassungen zum Ausmaß der Einfluss­nahme und zur Legitimation.

Regelrecht emotional wurde die Diskussion, als eine Teilnehmerin die suggestiven Methoden, mit denen die Erweckungsprediger die Kinder indoktrinieren, als „Kindesmiss­handlung“ bezeichnete. Solange Eltern selbst glauben, dass diese Form des Glaubens die richtige sei, könne man den Predigern keinen Vorwurf machen, argu­mentierte ein junger Mann und löste damit heftigen Widerspruch bei den meisten Anwesenden aus. Schließlich wurde Rainer Ponitka gefragt, ob der IBKA denn nicht auch so etwas wie eine Kirche oder Glaubensgemeinschaft sei. Die Antwort fiel eindeutig aus: „Die Kirchen, die schon die Jüngsten in Kindergarten und Schule für das Jenseits begeistern und für sich rekrutieren wollen, streben in erster Linie nach Selbsterhalt. Der IBKA hat klare dies­seitige Forderungen und Ziele. Sind diese Ziele erreicht, bedarf es des IBKA nicht mehr. In meiner Auffassung strebt der IBKA danach, überflüssig zu werden. Das ist ein gewichtiger Unterschied zu Kirchen, Religionen und Weltanschau­ungen.“ Mit dieser Erklärung, die sichtlich Verblüffung und vorübergehendes Schweigen auslöste, endete nach dem Dank an das Publikum und Rainer Ponitka durch die Moderatorin die Veranstaltung.

Fazit:

Der Film Jesus Camp zeigt ein martialisches Christentum, das die Frage aufwirft, ob Andersdenkende darin Platz finden. Die Welle der religiös-politischen „Erneuerung“ der Vereinigten Staaten breitet sich aus. Kommt sie in diesem Ausmaß auch bei uns an? Dieser Frage wird man in Zukunft nachgehen müssen.