Eindrücke vom IHEU-Kongress in Paris

Dragan Pavlovic

Eindrücke vom 16. IHEU Welt-Kongress in Paris

Aus: IBKA Rundbrief August 2005

Der Kongress vom 5.-7. Juli 2005 wurde von der französischen Freidenker­organisation "La Libre Pensée" orga­nisiert. Anlass war die Zelebrierung des hundertsten Jahrestages der Trennung von Staat und Kirche in Frankreich im Jahre 1905. Damals gelang es erstmalig, eine konsequente Trennung von Staat und Kirche politisch durchzusetzen. Von den Rückschritten unter der Diktatur Pétains im zweiten Weltkrieg, die einige Rege­lungen dieser Staats-Kirchen-Trennung ohne demokratische Beteiligung zurück­drehte, erholte sich Frankreich bis heute nicht. Umso ehrenvoller ist die Erinne­rung an den einmal erreichten hohen Standard, den die französischen Atheisten und ihre Gäste aus der ganzen Welt gebührend feierten.

Die Organisation war schlicht her­vorragend. Die Tagung fand mit pro­fessionellen Simultan-Übersetzern für Englisch und Französisch im Unesco-Gebäude und an der Universität Sorbonne statt - die Gebäude stellten ohne Zweifel einen würdigen Rahmen für den Anlass. Als Abgesandter des IBKA verschaffte ich mir einen Eindruck von der Arbeit des IHEU als einer Organisation, die unsere Interessen auf Länderebene vertritt.

Foto vom Kongress Der erste Tag war der Geschichte der Trennung von Staat und Kirche in den Ländern USA, Frankreich, Russland, Mexiko, Indien und Nigeria gewidmet. In einem theoretischen Teil am Nachmittag wurde die Trennung von Staat und Kirche aus philosophischer Sicht beleuchtet und die Trennungsproblematik an Schulen, in Institutionen und bei den Bürgerrechten untersucht.

Der Mittwoch begann mit der Vertiefung des Themas am Beispiel Europas. Ein Abriss der aktuellen Ent­wicklung in den Mitgliedsstaaten wurde geboten. Dann versammelten sich die Teilnehmer in Workshops zu unter­schiedlichen Themen in Kleingruppen im Unesco-Gebäude und an der Sorbonne. Drei Themenkreise standen zur Auswahl: "Trennung von Staat und Kirche", "Wissenschaft und Religion" und "Frauenrechte in Religionen und säku­laren Staaten".

Am Donnerstagvormittag gab es eine Zusammenfassung der Ergebnisse aus den Workshops in dem repräsentativen, historischen Hörsaal "Richelieu" an der Sorbonne. Die etwa hundert Teilnehmer des Kongresses tauschten sich aus, drei Persönlichkeiten wurden von der IHEU für ihren Einsatz geehrt und eine gemeinsame, öffentliche Resolution in ihrem Wortlaut diskutiert.

Aus den Workshops kann ich berichten, dass mich das Thema "Öffentlichkeitsarbeit" bewegte, und ich konnte für den IBKA einige wertvolle Informationen mit nach Hause nehmen.

Beeindruckt war ich von der Debatte zwischen einem "sanften" Kurs von europäischen Humanisten, die Staats­gelder akzeptierten und propagierten und entschiedeneren Atheisten, die die Subventionen von weltanschaulichen und kirchlichen Verbänden ablehnten. Zur Befriedigung aller wurde neben der Kontroverse allseits betont, dass die Länder Europas eigene Wege gehen und eine einheitliche Strategie für die Trennung von Staat und Kirche nicht durchsetzbar ist. Der Blick sollte prag­matisch auf eine Verbesserung der finanziellen Lage und des Einflusses in Europa gerichtet werden.

Hier konnte die IHEU einiges erreichen: Mehr als je zuvor wird die Stimme der Humanisten/Atheisten auf Konferenzen und im EU-Parlament gehört. Trotz der finanziellen und per­sonellen Übermacht der Kirchen konnte man sich durch neutralere und argu­mentativ überlegene Positionen profi­lieren.

Aus Deutschland war auch der Dachverband freier Weltanschauungs­gemeinschaften (DFW) durch seinen Präsidenten, Dr. Volker Mueller, ver­treten. Ich wünsche mir für die Zukunft eine bessere Präsenz der deutschen Säkularisten in den weiteren inter­nationalen Konferenzen. Die nächste Konferenz dieser Art findet 2006 in Island vom 24. und 25. Juni statt. Informationen dazu werden Sie bald auf www.atheistalliance.org finden. Ich bin wieder dabei - Sie auch?!