Pressemitteilung vom 27.03.2002
Beichte und Sündenvergebung statt Verbrechensbekämpfung: Papst sorgt sich um die "Gnade des Weihesakramentes" mehr als um
die Opfer
Atheisten kritisieren die Reaktion des Papstes zu den aktuellen Sexskandalen der Kirche
In einem längeren Text zum Thema "Wiederentdeckung der Beichte" hat der Papst "Sünden" einiger "Mitbrüder" angesprochen.
Diese "Sünden" werden nicht konkret benannt. Statt dessen wird ein Verrat an der "Gnade des Weihesakramentes" beklagt und zu
mehr Anstrengung im "Streben nach Heiligkeit" aufgerufen. Dies bedeutet, die Problemursachen weiterhin ignorant als Lösungen
anzupreisen.
Die "Fürsorge" der Kirche für die Opfer scheint sich in nachträglichen und bloß verbalen Reaktionen auf Geschehenes zu
erschöpfen. Es fehlt weiterhin an einer Vorsorge zum Schutze von potentiellen Opfern, die an den Ursachen ansetzt.
Zu diesen Ursachen zählen die repressive Sexualmoral der katholischen Kirche und das Zölibat. Durch das generelle Verbot
verwischt sich für Priester der Unterschied zwischen akzeptablen und inakzeptablen Formen der Sexualität. Zugleich macht das
Zölibat den Priesterberuf überproportional zu einem Sammelbecken von Männern mit gestörter Sexualität, welche durch die
Dominanz der Kirche im sozialen Sektor in großer Zahl in Vertrauensstellungen gelangen und Gelegenheit zum Missbrauch bekommen.
Die besondere psycho-soziale Abhängigkeit von Gläubigen zu Priestern unterstützt die Verschleierung solcher Taten.
Schwer wiegt in den Augen der Atheisten erst recht die bisher verbreitete ignorante Praxis der Kirchenbehörden und der ihr
vorsitzenden Bischöfe, die Missbrauchs-Fälle nicht aufzuklären, Strafvereitelung im Amt zu begehen und - wie aus den USA
berichtet - die Angehörigen von Opfern massenhaft zu bestechen, um Prozesse zu vermeiden; auffällige Priester nur zu versetzen
- und dann oft sogar erneut mit Arbeit mit Kindern zu beauftragen.