AAI-Convention in Florida
IBKA erhält Internationalen Freidenker-Preis
Aus: IBKA Rundbrief August 2003
Die diesjährige Convention der Atheist Alliance International fand in Tampa, Florida statt, und zwar wie üblich am Osterwochenende. Wie letztes Jahr nahm ich als Vertreter des IBKA daran teil.
Ich traf einige Tage vor dem Konferenzbeginn dort ein, so dass ich Gelegenheit hatte, mit anderen Konferenzteilnehmern örtliche Sehenswürdigkeiten zu besichtigen. Auf dem Programm stand auch die Teilnahme - als Zuschauer - an einer Fernsehsendung, die von den örtlichen Atheisten produziert wurde.
Ebenfalls vor dem eigentlichen Konferenzbeginn, am Karfreitag Nachmittag, fand ein Ausflug besonderer Art statt: Nicht weit vom Konferenzort erschien vor einigen Jahren die Jungfrau Maria den Gläubigen auf der Glasscheibe eines Bankgebäudes - in Form von Streifen in Regenbogenfarben, in denen man, wenn man will, eine Frauengestalt erkennen kann. An diesen Ort begaben sich nun die Teilnehmer der Konferenz, um das "Wunder" persönlich in Augenschein zu nehmen.
Eine christliche, offenbar der katholischen Kirche nahe stehende Organisation veranstaltet eine Art Kult um die "Erscheinung" und verkauft am fraglichen Ort Postkarten und Bücher. An jenem Tag machten sich - trotz Karfreitag - die Gläubigen merkwürdigerweise rar, so dass die Atheisten die Szene beherrschten.
Zur ihrer diesjährigen Convention hatte die Atheist Alliance prominente Redner aufzubieten: James Randi, der bereits zahllose Menschen mit "übernatürlichen" Kräften als Schwindler entlarvte, und Richard Dawkins, britischer Naturwissenschaftler und bekannter Autor, der sich des Öfteren zu einem entschieden säkularen Standpunkt bekannt hat. Die AAI hatte beschlossen, einen Richard-Dawkins-Preis ins Leben zu rufen, der auf dieser Konferenz zum ersten Mal verliehen wurde.
Zur Eröffnung der Konferenz bekamen die Vertreter der verschiedenen Organisationen Gelegenheit, einen kurzen Bericht abzugeben. Dies gab auch mir die Möglichkeit, ein wenig von der Tätigkeit des IBKA zu berichten.
Höhepunkt der Konferenz war natürlich die Verleihung des Richard-Dawkins-Preises an James Randi, überreicht von Richard Dawkins persönlich. An die Verleihung schloss sich ein unterhaltsamer Vortrag des Geehrten an.
Im Rahmen der Convention wurden noch weitere Preise verliehen. So an den Boy Scout (entspricht etwa unseren Pfadfindern) Darrell Lambert, der sich trotz Weisung weigerte, sich zu einer Religion zu bekennen und als Folge hiervon aus der Organisation ausgeschlossen wurde.
Ferner durfte ich - für mich überraschend - stellvertretend für den IBKA einen Preis entgegennehmen. Es handelte sich um den "Internationalen Freidenker-Preis", der dem IBKA "für seinen hervorragenden Einsatz zur Verbreitung des weltweiten Freidenkertums" verliehen wurde.
Daneben gab es noch eine Reihe weiterer interessanter Programmpunkte. Michael Shermer, Herausgeber des Maga-zins Skeptic, sprach über eine wissenschaftliche Grundlage für Moral und Ethik. Chris Harper parodierte als "Pastor Deacon Fred" gekonnt fundamentalistische US-Prediger. Margaret Downey von der Freethought Society of Greater Philadelphia berichtete über ihren erfolgreichen Kampf gegen eine Tafel mit den 10 Geboten an einem Gerichtsgebäude und von den Anfeindungen, die sie deswegen erleben musste, und Michael Newdow informierte über seinen Versuch, die Worte "unter Gott", die 1954 der "Pledge of Allegiance" (Treuegelöbnis) hinzugefügt wurden, per Gerichtsbeschluss wieder entfernen zu lassen. Erst kurz zuvor hatte ein Berufungsgericht Newdows Ansinnen stattgegeben, was für erhebliches Aufsehen gesorgt hatte.
Ein etwas ungewöhnliches Projekt stellten Mynga Futrell und Paul Geisert vor: Um mit der Begriffsverwirrung um Atheisten/Agnostiker/Nichtreligiöse usw. usf. Schluss zu machen, schlugen sie die Verwendung des Wortes "Bright" (Deutsch etwa: hell, klar) vor, das alle Menschen bezeichnen solle, die sich zu einer naturalistischen Weltsicht bekennen, d. h. zu einer Weltsicht, die frei von Übernatürlichem ist. Wie ich feststellen konnte, stieß das Projekt bei den Konferenzteilnehmern allerdings auf ein eher gemischtes Echo.
Nach der Konferenz flog ich nach Minneapolis, um dort eine Woche als Gast von August Berkshire und seiner Lebensgefährtin Rachel Wilson zu verbringen.
So half ich mit, als die Minnesota Atheists, deren Präsident August Berkshire ist, einen Abschnitt des amerikanischen Highways säuberten. Dies geschah im Rahmen des lokalen "Adopt-A-Highway"-Programms, bei dem örtliche Gruppen eine Teilstrecke des Highways säubern und als Gegenleistung ein Schild am Highway bekommen.
Die nächste AAI Convention wird in Colorado stattfinden. Vielleicht wird der IBKA ja dort mit einer mehrköpfigen Delegation vertreten sein.