Aktuelle Umfragen

Aus: IBKA Rundbrief Mai 2005

Die Kirchen haben ihre prägende Kraft in Deutschland verloren, der Glaube ist zunehmend eine Sache des Einzelnen: 61 Prozent der Deutschen sagen, Kirchen oder religiöse Gemein­schaften können nicht über Glaubens­inhalte entscheiden. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Emnid im Auftrag von Reader's Digest. Diese Meinung teilen jeweils absolute Mehr­heiten aller befragten Gruppen - Gläubige wie Nichtgläubige, Menschen im Osten und Westen, Männer und Frauen genauso wie Protestanten und Katholiken.

Insgesamt glauben laut Emnid 65 Prozent der Deutschen an einen Gott, 33 Prozent nicht. Aber: 77 Prozent der Ostdeutschen sagen: Nein, es gibt keinen Gott. Dasselbe behaupten in den alten Bundesländern nur 22 Prozent. 58 Pro­zent glauben an ein Leben nach dem Tod. Auch der Glaube an einen Gott schließt nicht zwangsläufig die Hoffnung auf ein ewiges Leben mit ein, denn selbst von den Gläubigen erwarten nur 65 Prozent ein Leben nach dem Tod. Für 35 Prozent der Deutschen hört der Mensch nach dem Tod ganz einfach auf zu existieren. Immerhin 10 Prozent erwarten aber eine irdische Wiedergeburt. Wer an Gott glaubt, glaubt nicht mehr unbedingt an eine einzelne Gestalt. Für 83 Prozent der Gläubigen ist Gott vielmehr überall in der Natur gegen­wärtig, 75 Prozent sehen in ihm ein Wesen, das sie erschaffen hat, und 70 Prozent bezeichnen Gott zusätzlich als eine allgegenwärtige Kraft in ihrem Leben. Grundsätzlich aber schätzt die überwältigende Mehrheit ihren Glauben als positives Element, das ihnen ein Gefühl von Schutz gibt (45%), ihrem Leben Sinn verleiht (39%) oder es interessanter macht (8%). Nur 1 Prozent der Befragten sagt, der Glaube mache ihr Leben beängstigender.

Obwohl in vielen Ländern immer weniger Menschen in die Kirche gehen, glauben durchschnittlich 71% der Euro­päer an Gott. Dies ergab eine weitere repräsentative Umfrage bei über 8000 Europäern in 14 Ländern. Weit vorne in der Rangliste der Gottesgläubigen steht überraschend Russland, wo knapp 15 Jahre nach dem Zusammenbruch des Kommunismus 87 Prozent der Bevölke­rung erklären, dass sie an Gott glauben. Nur die katholischen Hochburgen Polen und Portugal erzielen mit 97 respektive 90 Prozent höhere Werte. Am wenigsten gottesgläubig sind die Belgier (58%), die Niederländer (51%) und die Tschechen (37%).

Gefragt wurde auch, ob es eine Religion braucht, um zu erkennen, was richtig und was falsch ist. Während in Deutschland nur 37 Prozent diese Frage mit Ja beantworten, sind es im euro­päischen Schnitt 43 Prozent. Reader's Digest Deutschland stellt in seiner März-Ausgabe Details der beiden Umfragen vor.

Allensbachumfrage des HVD

Die Weltanschauungsgemeinschaft Humanistischer Verband Deutschlands hat im Herbst 2004 beim Institut für Demoskopie Allensbach eine repräsen­tative Meinungsumfrage in Auftrag gegeben. Ziel der Befragung war es heraus­zufinden, inwieweit die Bevölke­rung in Deutschland die klar säkulare huma­nistische Lebensauffassung des HVD teilt. Darüber hinaus wollte der Verband auf diesem Wege auch die Akzeptanz seiner vielfältigen sozialen und kultu­rellen Angebote sowie ge­sicherte Aus­sagen über sein mögliches Potenzial als Interessenvertretung konfes­sionsfreier Menschen überprüfen. Die Ergebnisse der Studie - erfasst bei einem repräsentativen Querschnitt der Bevölkerung - sind aus der Sicht des HVD beeindruckend. Sie bestärken den Verband zugleich, den 1993 einge­schlagenen Weg fortzusetzen und poli­tisch aktiver seine Positionen zu ver­treten. Laut der Studie sollen über vier Millionen Bundesbürger die huma­nistische Lebensauffassung (ein Leben frei von Religion, ohne den Glauben an einen Gott) voll und ganz teilen. Mehr als 600.000 können sich danach sogar eine Mitgliedschaft im HVD vorstellen. Eine Langfassung einer Pressemit­teilung des HVD zur Studie und die vollständige Studie können unter www.humanismus.de abgerufen oder beim HVD Bundesverband, Wallstraße 61-65, 10179 Berlin, bestellt werden.

Religionsunterricht verzichtbar

Fast die Hälfte der Deutschen (48 Prozent) würde den Religionsunter­richt streichen, damit die Schüler mehr Zeit für Deutsch und Mathematik haben. Diese Zahl hat das Zentrum für empi­rische pädagogische Forschung der Universität Koblenz-Landau (Zepf) im "Bildungsbarometer" veröffentlicht. Auch andere musisch-geisteswissenschaftliche Fächer haben wenige Fürsprecher. Bei den Fächern Philosophie und Kunst würden 15 Prozent der Befragten den Rotstift ansetzen, bei Musik zehn Pro­zent. Und immerhin sieben Prozent der Befragten halten den Sportunterricht für verzichtbar. Die naturwissenschaftlichen Fächer, die Fremdsprachen und die Sozialkunde sollen dagegen nach dem Willen der Befragten verschont bleiben.