Warum konfessionsfreie Menschen sich zusammenschliessen

Warum konfessionsfreie Menschen sich zusammenschliessen Anonymous (nicht überprüft) Fr, 2009-07-10 20:15
Organisationen, Aktivitäten, Persönlichkeiten

Alle Beiträge wurden von den angegebenen Personen selbst formuliert und bringen ihre persönliche Meinung zum Ausdruck.

Arno

Arno Anonymous (nicht überprüft) Fr, 2009-07-10 20:22

Religiöse Fragen haben mich in der Jugend durchaus interessiert. Allerdings waren die Antworten der Kirche für mich unglaubwürdig und je genauer ich das apostolische Glaubensbekenntnis überdachte, umso klarer wurde mir, dass ich davon so gut wie nichts glauben kann.

Dann kümmerte mich das Thema lange Jahre nicht mehr besonders, bis ich Anfang des 21. Jahrhunderts merkte, wie Kirchen langsam aber sicher versuchen, verlorenes Terrain zurückzugewinnen und alte Privilegien zu festigen. Und weder von den Medien noch von der Politik wird dem entgegengewirkt!

Mehr denn je wird den Leuten eingeredet, alle sozialen Einrichtungen würden von der Kirche finanziert, Werte und Ethik wären ohne Religion nicht denkbar, Demokratie und Aufklärung seien Folgen des Christentums usw. Ist ja auch kein Wunder, „Denn sie wissen nicht, was sie glauben“ (Franz Buggle)

Friedl

Friedl Anonymous (nicht überprüft) Fr, 2009-07-10 20:30

Anfang der 70er Jahre ward ich als Mitglied eines kath. Ordens in ein „Missionsgebiet“ Südamerikas entsandt. Auch dort hatten die ideellen Wirkungen von Vatikanum II zur Folge, dass so manches Tabu zerbröselte. Offen eingestanden wurde z. B., dass das Christenkreuz, dem spanischen Schwert gleichend, der Urbevölkerung als Horrorsymbol gilt und Missionieren direkt ihre ureigene Kultur bedroht.

Die von den christlichen Eroberern in 500 Jahren geschaffenen horrenden Tatsachen: Holocaust (ca. 70 Mio.) an der indigenen Bevölkerung, Plünderung des Kontinents, heute noch in einer Art Dauer-Schockstarre verharrende Indios u.v.a.m. erschütterten mein eurozentrisches Weltbild nachhaltig und folglich wurden mir die christlichen Heilszusagen so obsolet wie eine Fata Morgana.

Hartmut

Hartmut Anonymous (nicht überprüft) Sa, 2009-07-04 20:51

Die mosaischen Religionen, also auch das Christentum, sind autoritäre Weltanschauungen, die eine emanzipatorische Entwicklung des Menschen verhindern, ihn entmündigen und zu einem Untertanen machen, der sich nur auf Anordnung von „oben“ moralisch richtig verhält. Sie propagieren einen Untertanengeist, der auch in den jeweiligen Gesellschaften zur Wirkung kommt. Man muß nur die Geschichte der Kirchen und ihre Verbundenheit mit den herrschenden Mächten studieren.

Die Bereitschaft Abrahams, seinen eigenen Sohn auf Befehl Gottes zu opfern, dieser Kadavergehorsam, diese Bereitschaft im Namen Gottes etwas Grauenvolles zu tun, zieht sich durch die ganze Geschichte aller drei mosaischen Religionen. Ob dem biblischen Gott, einem altbabylonischen oder persischen Gottkönig, ob einem Fürsten von Gottes Gnaden oder einem Führer, der sich von der Vorsehung berufen fühlt, man war bereit, ihren Befehlen bedingungslos zu folgen und dabei die unmenschlichsten Taten zu begehen.

Dieser Untertanengeist reichte bis in die Familie und die Pädagogik.
„Gott Vater“ forderte und befahl ein gewisses Verhalten, sonst drohte die Hölle. Angst und Strafe sind die Disziplinierungselemente dieser Religionen. Dies hatte auch in der Pädagogik ihre Auswirkungen, die bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts von Druck und Angst geprägt war.

Dazu sind diese Religionen menschenfeindlich. Den Menschen an sich als sündig zu betrachten ist menschenfeindlich und entwürdigend.

Die Kirchen waren in ihrer Geschichte nie an der Befreiung des Menschen beteiligt. Von den Kreuzzügen über die Inquisition bis zu der Missionierung mit Feuer und Schwert haben die Kirchen die Freiheit des Menschen und damit den Menschen selbst bekämpft. Mag es auch einzelne Ausnahmen gegeben haben, die Kirchen standen immer auf Seiten der Herrschenden, der Unterdrückenden.

Daß Kirchen, die solch eine autoritäre Weltanschauung vertreten, im 21. Jahrhundert von einem säkularen Staat auch noch finanziell unterstützt werden, Privilegien wie Steuerbefreiung und Medienpräsenz besitzen, ist für mich untragbar. Deshalb bin ich Mitglied im IBKA geworden, der für die konsequente Trennung von Kirche und Staat eintritt. Jeder kann glauben, was er will. Aber der Staat muß sich weltanschaulich neutral verhalten, sollte keine Weltanschauung privilegieren, und schon gar nicht solch eine autoritäre, undemokratische.

Irmgard

Irmgard Anonymous (nicht überprüft) Fr, 2009-07-10 20:33

So einfach kann das kommen - und so erging es mir:

Als Kind in katholischen Verhältnissen aufgewachsen (weitaus mehr durch den dörflichen "Herrn Pfarrer" und die Schule als durch mein Elternhaus beeinflusst), spürte ich schon in jungen Jahren die Heuchelei in der katholischen Erziehung und störte mich an deren Widersprüchen.

Erwachsen geworden, trat ich aus der Kirche aus und bekannte mich uneingeschränkt zum Atheismus.

Ich machte allerdings die Erfahrung, dass es äußerst schwierig und selten von Erfolg gekrönt war, wenn ich als Individuum andere von meiner Einstellung zu überzeugen oder sie gar von der Institution Kirche abzubringen versuchte. Es erstaunte mich zwar zu erleben, dass die meisten Mitglieder der Kirchen diesen völlig gleichgültig gegenüberstanden, sich aber dennoch nach dem "keeping up with the Jones's-Prinzip" an die vermeintliche Mehrheit anpassten.

Ich fand es wichtig, demgegenüber meine eigenen Meinungen und Interessen (und natürlich die meiner Gleichgesinnten) durchzusetzen, also gegen die übermächtigen Privilegien der Amtskirchen zu kämpfen. Das ist - um erfolgreich zu sein - am besten in Zusammenarbeit mit anderen, also in einem entsprechenden Interessenverband, möglich.

Joachim

Joachim Anonymous (nicht überprüft) Fr, 2009-07-10 20:36

Ich bin dabei, weil es mich empört, dass:

  • Menschen an einen Schöpfergott glauben, obwohl es keinen einzigen überprüfbaren Beweis für sein Eingreifen in die Entwicklung des Weltalls oder des irdischen Lebens gibt;
  • Menschen uralte Schriften für göttliche Offenbarung und somit für heilig halten, obwohl in ihnen häufig Ungerechtigkeit, Hass, Gewalt, Brutalität, Krieg, Mord und Totschlag verherrlicht wird;
  • die Kirche sich heute als Hüterin der Moral aufführt, obwohl sie in der Vergangenheit die schwersten Verbrechen begangen und über viele Menschen unermessliches Leid gebracht hat;

und ich dazu beitragen möchte, dass Menschen sich dieser Tatsachen bewusst werden, sich aus der Umklammerung alter Mythen befreien und ihr Leben nach humanistischen Grundsätzen gestalten.

Manfred

Manfred Anonymous (nicht überprüft) Fr, 2009-07-10 20:39

Weil ich persönlich schon oft die „Zwangsbeglückung“ durch religiöse Menschen erfahren habe. Menschen die von ihrer Religion überzeugt sind, tendieren dazu, in bester Absicht und mit bestem Willen anderen ihre Vorstellungen und Rituale (in meinem Fall kirchliche Trauung, zeitweiliger Wiedereintritt in die Kirche und Kirchenbesuche an Feiertagen) aufzuzwängen. Mehrfach ist mir auch das absolut zwangsbeglückende „Jesus ist auch für Dich gestorben“ auf amerikanischen Strassen und Plätzen entgegengeschleudert worden.

Weil (frei nach Christopher Hitchens) Religionen auch heute noch die Welt vergiften, hier einige Beispiele (von hunderten):

  • Eine grosse Koalition aller monotheistischen Religionen verhindert aus egoistischen Gründen eine wirksame Geburtenkontrolle (Bevölkerungskonferenz Kairo 1994) und macht die Anstrengungen einiger Regierungen und internationaler Organisationen (UN) wieder zunichte. Eine begrenzte Welt kann nur eine begrenzte Anzahl von Menschen auf einem menschenwürdigen Lebensniveau versorgen! Wer eine wirksame Geburtenkontrolle verhindert, macht sich mitschuldig an Elend und Massensterben heute und in der Zukunft.
  • Die Genitalverstümmelungs- Lobby ist fast ausschließlich religiös, ebenso die Selbstmordattentats- "Gemeinschaft". Die "Endzeit"- und Weltuntergangsbewegungen, die frohen Gemüts auf die völlige Zerstörung der einzigen Welt hoffen, auf der wir leben können, sind religiös laut Definition.
  • Über Jahrhunderte wurde das Ausleben diesseitiger Lust und Freude zugunsten von leeren Versprechen auf jenseitige Paradiese unterdrückt. Auch wenn immer weniger an die jenseitigen Paradiese glauben, wirkt die religiös motivierte Sexualfeindlichkeit bis heute stark in alle Gesellschaftsbereiche hinein.

„Mit oder ohne Religion können sich gute Menschen anständig verhalten und schlechte Menschen Böses tun; doch damit gute Menschen Böses tun, dafür braucht es Religion“. (Steven Weinberg)

Michael

Michael Anonymous (nicht überprüft) Fr, 2009-07-10 20:48

Eigentlich hatte ich gar nicht vor, einem „Atheisten-Verein“ beizutreten. Ich habe ein Leben lang selbstständig, auf eigene Faust den ganz gewöhnlichen Atheismus gepflegt, den ich aus meinem Elternhaus kannte und den ich für „normal“ halte: Es gibt keinen Gott, also muss man sich auch nicht den Kopf über ihn zerbrechen. Nachdenken muss man über Gut und Böse, über Recht und Unrecht, über Wahr und Falsch. Aber das ist von Menschen gemacht und damit auch durch uns selbst veränderbar. Zwar habe ich mich sehr dafür interessiert, was meine Mitmenschen so alles glauben und in ihre heiligen Schriften geschaut. Aber kapiert habe ich nie, dass jemand nicht ganz einfach deshalb Gutes tut, weil es gut ist, sondern dass er auf ein höheres Wesen warten muss, das ihm die Richtung weist. Wenn’s ihnen dabei hilft, Gutes zu tun, warum nicht? Und wenn sie ein Gott in ihrem privaten oder im allgemeinen Elend tröstet, dann sei’s ihnen gegönnt. Da haben diese Mitmenschen es vielleicht sogar besser als ein Rationalist wie ich. Deswegen habe ich auch prinzipiell nichts gegen Religionen oder Gläubige (vor allem nichts gegen friedliche und friedliebende), ich frage nur kritisch nach, was sie auf solche Gedanken bringt und was sie im Namen ihres Glaubens anstellen.

Was mich aber auf die Palme bringen kann (und zunehmend bringt) ist die unerhörte Anmaßung, mit denen die Vertreter heiliger Lehren oder eingetragener Körperschaften des öffentlichen Rechts ihre „Glaubenswahrheiten“ für allein selig machend erklären und mir und allen anderen „Ungläubigen“ das Recht absprechen, zu einer eigenen, Gott-losen Meinung und Moral zu kommen. Im Namen ihrer heiligen Religion haben diese Heuchler jahrhundertelang die anders Denkenden als Ketzer verbrannt und bis ins letzte Jahrhundert hinein das Bündnis von Thron und Altar gepredigt (fast alle Kriege wurden im Namen Gottes geführt) – und heute preisen sie sich selbst als die Erfinder von Frieden, Demokratie, Moral und Humanität an. Dabei musste das alles unter großen Opfern gegen sie erkämpft werden! Das alte Bündnis von Thron und Altar lebt in unserem heutigen Staat fort in einer unglaublichen Privilegierung der großen Kirchen und ihrer – sorgfältig kaschierten – Finanzierung aus den öffentlichen Kassen, also auch aus meinen Steuern.

Ich will von keiner Religion und keinen Religionsfürsten bevormundet werden. Ich will eine klare, vollständige Trennung von Staat und Religion. Das heißt auch, dass jede Form von Religion und Religionsausübung aus den öffentlichen Schulen verschwinden muss. Religion ist Privatsache.

Wenn man dafür öffentlich, im politischen Raum eintreten will, dann muss man sich mit anderen zusammentun. Allein geht das nicht oder es bleibt wirkungslos.

Rainer

Rainer Anonymous (nicht überprüft) Fr, 2009-07-10 20:27

Angesichts der düsteren Kirchengeschichte ist es unerträglich, dass sich die Kirchenvertreter als Hüter von Recht und Moral aufspielen. Diese Kirchen haben Kriege angezettelt, mit Faschisten und Nazis zusammengearbeitet, die Menschlichkeit in den Staub getreten, Sklaverei gefördert und Demokratie verhindert (diese Liste ließe sich seitenlang fortführen).

Und diese Kirche wird heute aus allgemeinen Steuertöpfen finanziert, wird von Politik und weiten Teilen der Gesellschaft hofiert und protegiert. Deren Vertreter sitzen in Ethikkommissionen und Rundfunkräten, bekommen kostenfreie Werbesendungen in TV und Radio, bezahlt von unseren GEZ Gebühren. Meine persönliche Schmerzgrenze ist weit überschritten und es ist höchste Zeit, dass die Kirchen als das erkannt werden, was sie wirklich sind: Organisationen, die es über Jahrhunderte durch Lug, Betrug und Krieg zu schier unermesslichem Reichtum und gewaltiger Machtkonzentration gebracht haben.

Deshalb setze ich mich ein, für die konsequente Trennung von Staat und Kirchen, für eine echte Religionsfreiheit, die auch das Recht auf Freiheit von der Religion beinhaltet.

Werner

Werner Anonymous (nicht überprüft) Sa, 2010-04-10 20:00

Aufgewachsen in dem ehemals erzkatholischen Dorf Pfaffenweiler, wo der Pfarrer über dem Bürgermeister stand, war ich in meiner Jugendzeit anfangs sehr überzeugt (ich war Messdiener) von dem, was die Kirche in der Person des Pfarrers uns Jugendliche „leerte“.

Im Laufe der Jahre lernte ich aber das wirkliche Gesicht und einen der wesentlichsten Charakterzüge dieser „unheilvollen“ Religion kennen – die widerliche Heuchelei. Ich brauchte allerdings etliche Jahre, bis ich mich von diesem Ballast befreit hatte.

Irgendwann hatte ich angefangen, auch in religiösen Fragen meinen Verstand zu gebrauchen und „absolute Wahrheiten“ zu hinterfragen, Ich wollte dem „Geheimnis des Glaubens“ auf die Spur kommen. Zuerst wollte ich wissen, wie diese Religion entstanden ist, und hielt damit den Schlüssel in meiner Hand, mit dem ich das Tor zu meiner geistigen und seelischen Befreiung öffnen konnte.

Sehr geholfen dabei haben mir namhafte Kirchenkritiker wie der Nobelpreisträger Bertrand Russell („Warum ich kein Christ bin“) und neben Feuerbach oder Nietzsche vor allem Karlheinz Deschner. Dessen umfangreiche Faktensammlung der christlichen Scheußlichkeiten der letzten 2000 Jahre hat mir dann endgültig die Augen geöffnet.

Auch ich fühle mich von der Kirche missbraucht, auch ich wurde vom Pfarrer verprügelt, aber schlimmer war der geistige Missbrauch in meiner Jugendzeit; denn leider habe ich damals auch die Beichte ernst genommen. In diesem Punkt fühle ich mich besonders verarscht.

„Man kann einige Menschen die ganze Zeit und alle Menschen einige Zeit, aber man kann nicht alle Menschen die ganze Zeit zum Narren halten“ (Abraham Lincoln).