MIZ 3/24 erschienen
Dauerthema Religionsunterricht – Strategien gegen den Stillstand
Der Religionsunterricht als Pflichtfach an öffentlichen Schulen steht bei den säkularen Kräften seit Langem in der Kritik (und das nicht nur, weil bis 1918 auch konfessionslose Kinder diesen zwangsweise besuchen mussten). Es geht auch um gesellschaftliche Machtverhältnisse, die sich darin spiegeln, welche Bedeutung religiöser Unterweisung an Bildungseinrichtungen zukommt. Warum es weiterhin sinnvoll ist, sich für die Streichung dieses Faches von der Stundentafel einzusetzen, behandelt der Schwerpunkt von MIZ 3/24.
Im Editorial gibt Gunnar Schedel einen kurzen historischen Abriss über die Auseinandersetzungen um den Religionsunterricht und wirft anschließend einige strategische Fragen auf. Anschließend veranschaulicht Rainer Ponitka, wie Schülerinnen und Schüler auch heute noch in den Religionsunterricht gezwungen werden sollen. Mirko Schultze erklärt, warum in den ostdeutschen Bundesländern auch Kinder konfessionsloser Eltern scheinbar freiwillig daran teilnehmen. Eine Ursache sieht er darin, dass nach 1990 viele Positionen in Staat und Wirtschaft mit Leuten aus dem Westen besetzt wurden – von denen die meisten Kirchenmitglieder waren. So „lernten“ die Menschen, dass eine Kirchenmitgliedschaft offenbar Vorteile mit sich bringen kann und meinen „das Beste“ für ihre Kinder zu tun, wenn sie diese für den Religionsunterricht anmelden.
Staat und Kirche
Der Vizepräsident der DGHS Dieter Birnbacher befasst sich mit der „Freiverantwortlichkeit“ im Zusammenhang mit der Suizidhilfe-Debatte. Er untersucht, unter welchen Bedingungen psychische Krankheiten die Zulässigkeit einer Freitodhilfe ausschließen oder einschränken. Kritische grundsätzliche Überlegungen zum Tanzverbot stellt Antonus Kardonnter an. Er kommt zu dem Schluss, dass die diesbezüglichen Einschränkungen der Feiertagsgesetze nicht-religiösen Menschen durch den geforderten Handlungsverzicht gewissermaßen kirchliche Handlungen aufzwingen.
Selbstbestimmung, Kunstfreiheit, bizarrer Glaube
Von September bis Dezember lief eine Kampagne zum Thema Schwangerschaftsabbruch, die mit zwei Großdemos in Berlin und Karlsruhe ihren Abschluss fand. Deren Überlegungen und Forderungen stellt eine Aktivistin des „Feministischen März“ vor. Romo Runt skandalisiert die Entfernung von zwei Kunstwerken aus einer Ausstellung durch das Düsseldorfer Stadtmuseum und zeigt, dass die Rechtfertigung der Zensur auf einem extrem rechten Kunstverständnis basiert.
Im Interview mit Rolf Cantzen geht es um dessen neuen Roman Magische Haut. Eine Reliquienverschwörung – eine literarische Beschäftigung mit bizarrem Glauben, ungebrochenem Machtanspruch und routiniertem Missbrauch. Eine „Querdenker-Religion mit Endzeitphantasien“: die evangelikale Gruppierung Himmlisches Jerusalem stellt Bernd Cunow vor.
Die Rubrik Internationale Rundschau gibt es, in leicht verändertem Gewand, erstmals seit dem Tod von Gerhard Rampp wieder.