IBKA-Mitglieder reden mit dem Bundespräsidenten

Anlässlich eines Info-Standes zum Reformationstag interviewten die IBKA-Veranstalter auch den Bundespräsidenten Wulff

Hans-Jürgen Rosin
Hannover ndshb
Mitglieder des IBKA präsentierten sich am Tag vor dem Reformationstag in der hannoverschen Fußgängerzone und informierten Passanten und Interessierte über den Verband und die Person Luther. Dazu wurden symbolisch „95 Lutherzitate“ an eine „Tür“ „genagelt“.

Neben den vielen Informationen, Büchern und Prospekten fand dieser Teil des Standes besonders viel Aufmerksamkeit. Viele Menschen lasen die Zitate durch, bekundeten oft ihr bisheriges Unwissen über diesen Teil der Person Luther und drückten ihre Missbilligung dieser Einstellung aus.

Parallel wurden Besucher von Sigrun Stoellger zu ihrer Einstellung zur Trennung von Staat und Kirche und zur Kirchenfinanzierung befragt.

Im Laufe des Tages kam es dann zu einer unverhofften Begegnung. Der Bundespräsident Christian Wulff tauchte in der Nähe des Standes auf. Diese Chance, eine ranghohe Persönlichkeit zu den Themen zu befragen, ließ sich Sigrun nicht entgehen und sprach Herrn Wulff an.

Er beantwortete die Frage, ob Staat und Kirche ausreichend getrennt seien, mit ja und brachte auch zum Ausdruck, dass er hinter den Verträgen von 1803 stehen würde und dass wir doch alle etwas von den kirchlichen Einrichtungen hätten.

Zwischenzeitlich hatte sich Hans-Jürgen Rosin, ebenfalls vom IBKA, zu der Gesprächsrunde gesellt und betonte, dass er, wie sehr viele Atheisten und Konfessionslose, nichts von den Angeboten der Kirche in Anspruch nehmen würde und dies auch zukünftig nicht wollten. So dächten mindestens ein gutes Drittel der Bevölkerung. Er schloss dann die Frage an, warum Herr Wulff in seinen Reden und Publikationen diese große Bevölkerungsgruppe ignorieren würde.

Der Bundespräsident antwortete, dass das nicht wahr wäre und er alle Humanisten und Atheisten bedenken würde. Rosin erwiderte, dass ihm solche Veröffentlichungen nicht bekannt seien.

Die Unterhaltung wurde zu diesem Zeitpunkt von den Begleitern des Bundespräsidenten unterbrochen. Man wies darauf hin, dass er privat mit seiner Familie zum Shoppen in der Stadt sei und wir doch bitte Rücksicht nehmen sollten.

Die Umfrage brachte folgendes Ergebnis:
Die Frage, ob Kirche und Staat ausreichend getrennt sind, beantworteten:

  • 21,2% mit weiß nicht, ist mir egal
  • 30,3% mit ja und
  • 48,5% mit nein

Bei den "Ja" Antworten wurden oft die Argument: "die Kirche tut viel Gutes für die Allgemeinheit, sie stehen für unsere Werte ein", aber auch: "ich möchte mal eine anständige Beerdigung" oder "Beamte werden doch auch vom Staat bezahlt" genannt.

Im Zusammenhang mit den "Nein" Antworten wurde am häufigsten moniert, dass der Staat die Kirchensteuer einzieht. Auch der Religionsunterricht war manchmal ein Kritikpunkt.

Ein Mann aus Israel meinte, wir hätten doch schon eine gute Trennung; in seinem Land würde sich die Religion in alles einmischen und damit die Konflikte zementieren und verschärfen.

Ein Mann aus Griechenland berichtete, dass bis vor 7 Jahren bei allen Griechen im Pass vermerkt wäre, welcher Religion sie angehören, und dass die Entfernung dieses Eintrags unter großem Gegendruck erfolgte.

Keinem der Befragten war bekannt, in welcher Weise der deutsche Staat die Bischöfe, Krankenhäuser, Kindergärten etc. finanziert. Eine französische Studentin teilte mit, dass sie entsetzt sei, wie verflochten Politik und Klerus in der Bundesrepublik Deutschland sei. Das wäre in Frankreich undenkbar.

Ein Gast freute sich, einen solchen Informationstand anzutreffen. Er kam war vor wenigen Wochen von einem 15 jährigen Englandaufenthalt nach Hannover zurückgekommen und erzählte, dass er über die religiösen Indoktrination der Deutschen durch Medien erschrocken ist, da Ähnliches in England nicht vorkommt. Er könne sich nicht erinnern, dass dies vor seiner Ausreise in Deutschland auch schon der Fall gewesen sei. Insgesamt wurde ein positives Resümee gezogen, da es kaum Unverständnis über das Anliegen dieser Veranstaltung gab.