Veranstaltung: Ausgrenzung im Namen Jesu?

Ausgrenzung im Namen Jesu - Problemfelder im christlichen Verhalten

Unter diesem Motto stand der Vortrag von Thomas Haus, Regionalleiter Chemnitz von "Homosexuelle und Kirche" am 2. April in Chemnitz.

Der Referent nahm die Gäste mit auf einen Galopp durch sein Leben: wilde Jugend, Protestbewegung in der DDR, Alkohol, Hinwendung zum Glauben, Leben als nebenberuflicher Liedermacher, Auftritt bei ProChrist 1995, Predigten gegen Homosexualität, Selbstmordversuch, Coming-Out, Sozialer Tod, Verlust des Glaubens, Hilfe durch andere Homosexuelle, Wiedererlangung des Glaubens und schließlich heute: vehementes Eintreten für die Rechte von Homosexuellen und im besonderen Hilfe für von Ausgrenzung betroffenen homosexuellen Christen.

Den ganzen Vortrag wiederzugeben würde schlicht den Rahmen eines kurzen Berichts sprengen und vermutlich auch der Fülle an Informationen die Tom herüber brachte nicht gerecht werden. Deswegen soll auf einige Kernaussagen hingewiesen werden.

Erstens: Die meisten der Leute mit denen Tom Haus über mehr als zehn Jahre zusammenarbeitete, predigte und musizierte, ließen ihn nach seinem Coming-out fallen wie eine heiße Kartoffel. Noch heute meiden sie seinen Kontakt und sind zu keiner Versöhnung bereit, zumindest solange er seine Homosexualität lebt und nicht unterdrückt, wie er es Jahrzehnte getan hatte.

Zweitens: Noch heute finden sich homosexuellenfeindliche Tendenzen bei einigen christlichen Gruppen. Dies reicht von Aussagen wie Homosexualität sei Sünde und dafür komme man in die Hölle bis hin zur Empfehlung von Heilungsseminaren, welche die betroffenen Personen oftmals erst recht in psychische Probleme wie Depressionen stürzen. Der Initiative Homosexuelle und Kirche wurde ein Aufklärungsstand bei Prochrist 2009 verwehrt, selbst ernannte "Heiler" durften gleichwohl teilnehmen .

Drittens: Besonders wichtig ist dem Referenten, der mehrere Jahrzehnte in der Jugend- und Umweltpädagogik tätig war, aufzuklären und betroffenen Jugendlichen, die zwischen ihrem Glauben und ihrer Sexualität Konflikte sehen, zu helfen und zu bestärken indem sie lernen, sich selbst anzunehmen, wie sie sind.

Aufgelockert wurde der Vortrag durch zwei Videoeinspielungen, einmal Toms Bekenntnis bei Prochrist 1995 und einmal sein öffentliches Coming-Out auf der Bühne – leider waren die heruntergeklappten Kinnladen der Zuhörer nicht zu sehen.

Der Abend schloss mit einem selbst begleiteten Lied, welches zum Nachdenken, zum Aufstehen und zum Mund aufmachen animieren soll. Erstaunlich viele Gäste blieben noch lange und diskutierten angeregt.

Die Veranstaltung wurde durchgeführt von der ökumenischen Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche e.V. und unterstützt von Schule Ohne Rassismus, LSVD e.V., Human Traffic e.V., IBKA e.V. sowie der Grünen Hochschulgruppe.

Martin Hergert