Katholische Kirche idealisiert Vergangenheit

Pressemitteilung vom 06.10.2005

Anlässlich der Seligsprechung des Kardinals von Galen zum 9. Oktober 2005 kritisiert der Internationale Bund der Konfessionslosen und Atheisten e.V. (IBKA) eine verfälschende Darstellung der Vergangenheit durch die katholische Kirche.

Wegen seiner berühmten 'Euthanasiepredigt', in der er die Tötung von Kranken und Behinderten anprangerte – ohne sich jedoch zum Schicksal der Juden zu äußern – wird von Galen zum Widerstandskämpfer und unversöhnlichen Gegner des Nationalsozialismus stilisiert. Dies trifft in Einzelfällen zu und soweit um es die Verteidigung von Kircheninteressen ging, erklärt Rudolf Ladwig, Erster Vorsitzender des IBKA. Ansonsten war von Galen wie viele katholische Würdenträger Gegner der Demokratie und vertrat einen aggressiven Nationalismus. Der Außenpolitik Hitlers zollte er Beifall, einschließlich des Angriffskrieges gegen die Sowjetunion, und auch antisemitische Äußerungen sind von ihm bekannt, so Ladwig.

In der Seligsprechung sieht Rudolf Ladwig Teil einer Strategie, mit der der Vatikan Geschichtsverfälschung im eigenen Interesse betreibe. Beispiele hierfür seien die Seligsprechungen von Karl I. – dem als Oberbefehlshaber eine Mitverantwortung für die Tötung von 40000 italienischen Soldaten durch Giftgas angelastet wird – und des durch seine Verwicklung in den kroatischen Ustascha-Faschismus belasteten Kardinals Alojzije Stepinac. Er äußert die Hoffnung, dass diesen Versuchen, eine eher problematische Kirchengeschichte einseitig zu verklären, angesichts einer kritischen Öffentlichkeit kein Erfolg beschieden sein wird.

Der IBKA fordere den Staat auf, darauf zu achten, dass die Rolle der Kirchen zu Faschismus und Krieg historisch korrekt in staatlichen Bildungseinrichtungen dargestellt wird und nicht der Parteilichkeit von Kirchenlobbyisten im konfessionellen Religionsunterricht überlassen bleibt.

Dragan Pavlovic (Pressesprecher)

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