1992 - Meldungen 1590-1627
Europa
Deutschland
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Offen blieb bei der Begründung allerdings, ob die Kirche überhaupt ein Recht hat, das "sittliche Verhalten" oder die Glaubenstreue ihrer Mieter zu überprüfen. (Augsburger Allgemeine, 14.11.91)
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Während die Kommune und der Freistaat mindestens je 40 % der Personalkosten und die Eltern über die Beiträge die Sachkosten abdecken, erklären sich öffentliche Träger in zunehmendem Maße bereit, zusätzlich einen Teil des Restbetrags zu übernehmen. Häufig werden darüber hinaus die Kindergartenbeiträge erhöht.
Ein typisches Beispiel wurde jetzt in Augsburg-Haunstetten bekannt: Dort stockte der evangelische Träger die Gebühren zum 1.1.92 drastisch auf, rechnete aber gleichzeitig vor, daß die Kirche vom Gesamtetat von 260.400 DM gerade noch 21.650 DM (= 8,3 %) selbst beisteuert. 93.600 DM kommen von der Stadt, etwa die gleiche Summe vom Freistaat Bayern. (Eigenmeldung)
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Der örtliche Bund für Geistesfreiheit sah sich in einer Stellungnahme durch solche Bemühungen in seiner Auffassung bestätigt, daß es sich bei den Kirchen zu einem wesentlichen Teil um Vermögensverwaltungsgesellschaften und Wirtschaftsimperien handelt. Er bezeichnete es aber als Skandal, daß der Ökonomie-Lehrstuhl einer staatlichen Fachhochschule mit öffentlichen Steuergeldern Werbekonzepte für die Kirche erstellt. Prof. Gindert, gleichzeitig als Diözesanratsvorsitzender der ranghöchste Laie des Bistums, mißbrauche seine berufliche Stellung zur Förderung seiner Verbandsinteressen. Überdies würden die beteiligten Studenten ohne Rücksicht auf ihre weltanschauliche Überzeugung für Kircheninteressen eingespannt. Deshalb kündigte der bfg Augsburg Dienstaufsichtsbeschwerde beim Kultusministerium an. (Augsburger Allgemeine, 18.1. u. 6.2.92; Rundschreiben 4/92 des bfg Augsburg)
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Bundestagspräsidentin Süßmuth forderte die Kirche auf, ihre Auffassung vom Zeugungsakt zu überdenken. Andernfalls trage sie eine Mitschuld am "unkontrollierten Kinderreichtum und der Verelendung in vielen Staaten dieser Erde." Zu Recht sähen viele Menschen einen Widerspruch, wenn der Papst natürliche Verhütung propagiere, künstliche aber ablehne, da beide dem gleichen Ziel dienten.
Außerdem solle die Kirche ihre "überholte scholastisch-naturrechtliche Auffassung vom Zeugungsakt" aufgeben und den Erkenntnissen der modernen Medizin Rechnung tragen, wonach die Hälfte aller befruchteten Eizellen auf natürliche Weise vor der Einnistung in der Gebärmutter absterbe. Die Entstehung menschlichen Lebens geschehe offensichtlich anders, als es die traditionelle scholastische Auffassung verstanden habe. Es wäre, so Süßmuth, sehr bedauerlich, wenn sich die Kirche "wie zu Galileis Zeiten" weigerte, naturwissenschaftliche Tatsachen zur Kenntnis zu nehmen. (Frankfurter Rundschau, 20.1.92)
Auch der katholische Bensberger Kreis warf der Kirche in einem Memorandum "Kirche - Macht - Sexualität" vor, die Sexualität zu mißbrauchen, weil Gläubige mit schlechtem Gewissen besser zu regieren seien. Die kirchliche Sexualmoral stigmatisiere alle Formen menschlicher Sexualität außerhalb der monogamen Ehe. Menschliche Sexualität könne nicht in erster Linie durch den Fortpflanzungszweck bestimmt werden.
Der "Pflichtzölibat" sei "ein zentrales Steuerungsinstrument kirchlicher Machtverteilung und -ausübung mit kaum überschaubaren Vernetzungen von Herrschaft und entsprechenden Unterdrückungen dar". Oft würden Priester durch den Zwang zur Ehelosigkeit deformiert. (KNA, 5.3.92)
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Die Katholische Sozialethische Arbeitsstelle in Hamm widerlegte derlei klerikale Unterstellungen auf der ganzen Linie. Alkohol sei gerade für Geistliche besonders oft ein Problem. Acht bis zehn Prozent dieser Berufsgruppe seien alkoholkrank - doppelt so viel wie beim Durchschnitt der Berufstätigen. Nach einer wissenschaftlichen Untersuchung ist etwa jeder zehnte Patient in Suchtkliniken ein Theologe. Als Hauptursachen werden Glaubenszweifel, ein allgemeiner Autoritätsverlust der Pfarrer und (bei katholischen Priestern) der Zölibat genannt. (Südwestpresse, 5.3.90)
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Die Besuchquote beim Sonntagsgottesdienst - für Katholiken eigentlich eine absolute Pflicht - nahm auf nur mehr ganze 21,9 % ab (- 0,6 %). Die Gesamtzahl der Katholiken liegt bereinigt bei 26,746 Millionen, davon leben etwa 825.000 in Ostberlin und den neuen Bundesländern. (Aus den Meldungen der einzelnen Diözesen ergibt sich ein Gesamtstand von 28,251 Millionen Mitgliedern, der aber durch Doppelmeldungen bei mehreren Wohnsitzen überhöht ist. Das Statistik-Referat der katholischen Bischofskonferenz bezeichnet diesen Summe selbst als "nicht zutreffend".) Da die Gesamtbevölkerungszahl am 31.12.1990 genau 79.753.227 ausmachte, lag der katholische Anteil mit 33,5 % sogar noch unter den bisherigen Schätzungen.
(Eigenmeldung laut Mitteilung des Statistik-Referats der Deutschen Katholischen Bischofskonferenz sowie des Bundesamts für Statistik; KNA, 20.2.92; Frankfurter Rundschau, 20.2.92)
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Hintergrund dieses vorsichtigen Abrückens von den Kirchen (nicht aber von den Grundwerten des Christentums) ist der Umstand, daß nach der Integration der Ost-CDU nicht nur in der Bevölkerung, sondern auch unter den CDU-Mitgliedern ein Drittel konfessionslos ist. (Augsburger Allgemeine, 22.2.92)
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Lüder meinte, die Kirchensteuer dürfe "nicht unter dem Deckmantel vermeintlicher Religiosität zum Tabu gemacht werden". Das "einzigartige deutsche Kirchensteuersystem" müsse allein schon wegen der Rechtsangleichung in Europa fallen. "Es kann doch nicht sein, daß Arbeitnehmer, die künftig zwischen den Ländern pendeln können, bei uns Kirchensteuer zahlen müssen und in einem anderen EG-Land nicht." Edith Niehuis verwies auf kirchliche Regeln, die gegen allgemeine Grundrechte verstoßen. "Das kann ja jede Kirche machen, wie sie will. Aber der Staat kann nicht Dienstleistungen für Religionsgemeinschaften erbringen, die gegen Grundgesetze verstoßen." Eine Verfassungsklage habe sie bisher lediglich aus Zeitgründen nicht angestrengt. Hennig meinte, die Kirche entfalte dort "stärkere Kraft", wo sie nicht "staatlicherseits mit automatischen Einkünften versehen wird". (Augsburger Allgemeine, 24. u. 25.2.92; Spiegel, 2.3.92)
Ganz anders lautete die Argumentation des CDU-Mannes aus Baden-Württemberg: In der irrigen Meinung, die Kirchensteuer sei für soziale Aufgaben da, wollte er diese Abgabe der Kirchenmitglieder durch eine "Sozialsteuer" für alle ersetzen - erntete aber bei den Kirchen prompt heftige Schelte. (Südwestpresse, 10.3.92)
Auch Sprecher vom Internationalen Bund der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA) wandten sich gegen dieses Ansinnen, weil Konfessionslose dann eine Zusatzsteuer entrichten müßten. (KNA, 27.2.92) Faktisch handle es sich bei der Kirchensteuer um einen vom Staat eingezogenen Mitgliedsbeitrag, den die Kirchen deshalb nicht selbst einziehen wollten, weil die auf Dauer immense Größenordnung bei einer Abbuchung vom Konto viel stärker auffiele als beim Einbehalt durch den Arbeitgeber. (Süddeutsche Zeitung, 14.3.92)
Die eigentliche Überraschung war indes das Echo aus der Bevölkerung: Bei einer Blitzumfrage während der RTL-plus-Sendung Der heiße Stuhl zum Thema "Stoppt die Macht der Kirche, sie ist nur auf unser Geld aus" mit IBKA-Gründungsmitglied Frank Schütte stimmten am 31.3.92 immerhin 84,4 % der ca. 49.000 Umfrageteilnehmer dieser These zu. Bei einer ähnlichen Umfrage des bayerischen Regionalfernsehens am 21.4.92 plädierten nur 15 % der Teilnehmer für die Beibehaltung der Kirchensteuer; 85 % sprachen sich für ihre Abschaffung aus.
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Zwar meinten mehrere Redner, sein Schicksal berühre ein unrühmliches Kapitel der Verstrickung von Staat und Kirche in der Nazi-Zeit, doch wagte keiner, die Fakten offen darzulegen: Da der deutschstämmige Bischof Bursche eine eigenständige polnische evangelische Kirche anstrebte, war er nicht nur den polnischen Katholiken suspekt (die ihn einer versteckten Unterstützung der Deutschen bezichtigten), sondern auch den deutschen Protestanten, die ihn als "Verräter am Deutschtum" brandmarkten und dies z.T. sogar noch heute tun.
Nach dem Überfall Polens wurde Bursche am 3.10.1939 von der Gestapo verhaftet und in das KZ Sachsenhausen eingeliefert. Trotz zahlreicher Proteste, vor allem von polnischen und skandinavischen Glaubensbrüdern schwieg das Außenamt der Deutschen Evangelischen Kirche unter Bischof Theodor Heckel und überließ ihn der Gestapo. Heckel setzte sogar wider besseres Wissen - in Absprache mit dem Reichsführer-SS und anderen Nazi-Reichsdienststellen - Falschinformationen über Bursche in die Welt, so z.B., der Polen-Bischof sei ins Baltikum geflüchtet.
In Wirklichkeit fürchtete die deutsche Kirche, ein unabhängiger evangelischer Bischof in Polen könne Pläne zur Neuverteilung kirchlicher Provinzen in Polen stören und ein Hort des Widerstands gegen NS-Staat und deutsche Kirche werden. (Frankfurter Rundschau, 21.2.92)
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Schon zuvor hatte der katholische Entertainer Thomas Gottschalk während einer RTL-Talkshow vor 4,3 Millionen Zuschauern erklärt, wenn Drewermann ausgegrenzt werde, "dann trete auch ich aus der Kirche aus". Der Schauspieler und Regisseur Helmut Dietl ("Schtonk") machte in diesem Zusammenhang keinen Hehl aus seiner antiklerikalen Einstellung: Er erklärte öffentlich, am liebsten würde er nochmals in die Kirche eintreten, um sofort demonstrativ wieder austreten zu können. (Abendzeitung München, 7.2.92)
In einem Interview mit der Berliner Morgenpost sprach sich der Theologe inzwischen auch für eine Abschaffung der Kirchensteuer aus. Die katholische Kirche würde vom Wegfall ihrer Finanzgrundlage zu einer Reform gezwungen, zu der sie aus eigener Kraft nicht mehr fähig sei. Die finanzielle Sicherheit habe sie faul gemacht. Der "real existierende Katholizismus" könne nur noch auf zwei Ebenen getroffen werden: "Macht und Geld".
Bischof Lehmann reagierte darauf ungewöhnlich verärgert: "So kann eigentlich nur jemand reden, der von außen in alles hineinredet, aber in Wirklichkeit nicht weiß, wie es wirklich von innen her zugeht." Ferner behauptete er, bei der Kirchensteuer gehe es auch "um sehr viele Dienste, die wir für viele Menschen, auch Nichtkatholiken, in diesem Land übernommen haben." (Berliner Morgenpost, 18.4.92; Süddeutsche Zeitung, 21.4.92)
Anm. MIZ-Red.: Von den jährlich knapp 14 Milliarden DM Kirchensteuereinnahmen wird etwa eine Mrd. für öffentliche soziale Aufgaben verwendet; eine etwa gleich hohe Summe zahlt aber der Staat allein schon für die Priester- und Theologenausbildung an den Theologischen Fakultäten der Universitäten und kirchlichen Fachhochschulen.
Frankreich
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Der Bericht bestätigt, daß der 1947 wegen seiner Mitwirkung an Judenmorden der Nazis zum Tode verurteilte Touvier von hochrangigen Klerikern geschützt wurde. Er lebte jahrelang in Klöstern, ehe er 1971 begnadigt wurde. Nach einer weiteren Anklage 1973 wegen "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" tauchte er erneut unter, ehe er 1989 in einem Traditionalistenkloster bei Nizza gestellt und verhaftet wurde. (KNA, 8.1.92)
Kurz danach sorgte ein weiteres Dossier für Unruhe, das der unlängst verstorbene Jesuitenpater Lubac bereits 1944 verfaßt hatte und das jetzt in der Zeitschrift Revue des deux mondes publiziert wurde. Darin warf er den Bischöfen vor, in ihrer großen Mehrheit die Augen vor den Verbrechen von Besatzern und Kollaborateuren verschlossen und diese teilweise sogar unterstützt zu haben. An den Händen einiger Bischöfe klebe auch das Blut von Menschen. Die Kirchenfürsten hätten sich mit ihrer Situation "zufrieden" gezeigt. (KNA, 10.2.92)
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In einer Umfrage des Instituts CSA (im Auftrag der Zeitung Le Parisien) zeigten sich drei Viertel der Franzosen empört über diese Gerichtsentscheidung, die nur noch vom Obersten Gerichtshof umgestoßen werden kann. Zwei Prozent erklärten sich "befriedigt", 16 äußerten sich "gleichgültig". 57 % sehen eine Ungleichbehandlung gegenüber dem Ex-Gestapo-Chef von Lyon, Barbie, der 1987 zu lebenslanger Haft verurteilt worden war.
Beobachter werteten das Urteil als Freispruch für das Vichy-Regime, Kritiker machten auf die unterschiedliche Behandlung von Verbrechen der Nazis gegenüber gleichartigen der Vichy-Diktatur oder in Algerien aufmerksam. Auch die Einflußnahme des Klerus zugunsten hochrangiger Kollaborateure wurde als Grund für die harmlosere Bewertung vermutet. (Süddeutsche Zeitung, 16. u. 18.4.92)
Irland
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Noch 1983 hatte ein Referendum mit Zweidrittelmehrheit (bei allerdings nur 54 % Beteiligung) eine Festschreibung des Abtreibungsverbots in der Verfassung befürwortet; danach ist ein Abbruch nur bei Gefahr für das Leben der Schwangeren erlaubt. Auch die irische Umweltministerin Harney setzte sich für ein Abtreibungsrecht bei Vergewaltigung und Inzest ein.
Informationsschriften zum Thema Abtreibung und sogar Verhütungsmittel für Minderjährige sind offiziell nicht erlaubt; dennoch fahren jährlich 5000 Irinnen nach Großbritannien. (Frankfurter Rundschau; 14., 19. u. 28.2.92; KNA, 22.2.92; Augsburger Allgemeine, 27.2.92; Süddeutsche Zeitung, 3.3.92)
Inzwischen entschied sich die irische Regierung dafür, abtreibungswilligen Frauen - entgegen dem geltenden irischen, aber in Übereinstimmung mit dem EG-Recht - die Ausreise ins Ausland generell zu gestatten. Innerhalb der EG stieß der irische Außenminister mit einer Forderung nach Änderung der einschlägigen EG-Bestimmungen auf einhellige Ablehnung. Noch wesentlich deutlicher wurde das Straßburger Europa-Parlament, das die Dubliner Regierung zu einer Liberalisierung des Abtreibungsrechts aufforderte. (Süddeutsche Zeitung, 28.3. u. 7.4.92; KNA, 14.3.92)
Anders reagierten die Bischöfe. Sie wünschen sogar noch eine Verschärfung der Gesetze und eine Einschränkung der EG-weit verbindlichen Reisefreiheit für abtreibungswillige Frauen. (Süddeutsche Zeitung, 13.3.92)
Italien
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Am 6.8.1982 war das 1893 gegründete Bankinstitut in Konkurs gegangen und hatte seinen Gläubigern rund 1 Milliarde Dollar Schulden hinterlassen, nachdem es sich mit Hilfe der Vatikanbank auf zahlreiche komplizierte (und großenteils illegale) Kapitaltransfers ins Ausland eingelassen hatte. Die Vatikanbank unter Erzbischof Marcinkus, die zunächst kräftig verdient hatte, akzeptierte später eine Erstattung von 243 Millionen Dollar an diverse Gläubigerbanken. Ungeklärt blieb trotz einiger Indizien, wieweit über die Bank auch Drogengeld und Gewinne der Mafia gewaschen wurden, zumal Banco Ambrosiano-Chef Roberto Calvi kurz vor dem Zusammenbruch, am 18.6.1982, in London ermordet wurde.
Die höchsten Strafen erhielten die führenden Köpfe der Geheimloge P 2 , die neben der Vatikanbank Hauptdrahtzieher der Finanzmanipulationen war. Ihr einstiger Chef Licio Gelli erhielt 18 Jahre und sechs Monate, sein Stellvertreter Ortolani 19 Jahre, der frühere Chef des Verlagshauses Rizzoli, Bruno Tassan Din (der Calvi bei der Eroberung der Zeitung Corriere della Sera unterstützt hatte) bekam 14 Jahre. Giuseppe Ciarrapico, einst Pressechef der Ambrosiano-Bank und enger Freund des mehrmaligen Ministerpräsidenten Andreotti, sprach angesichts seiner fünfeinhalbjährigen Strafe von einem "stalinistischen" Urteil, weil er wegen seiner Beziehungen mit Freispruch gerechnet hatte. Am spektakulärsten fiel das Urteil gegen den Großindustriellen und Olivetti-Besitzer Carlo De Benedetti aus: Er soll für sechs Jahre und vier Monate ins Gefängnis, obwohl er an den Betrügereien nicht beteiligt war und lediglich 65 Tage lang als Vizepräsident der Bank fungierte. Sein Schweigen über dessen maroden Zustand ließ er sich jedoch für einen Zugewinn von 37 Millionen DM abkaufen.
Da alle Verurteilten sofort Berufung einlegten, rechnen Beobachter allerdings noch mit einem langwierigen Verfahren durch alle Instanzen, bei dem noch völlig offen ist, ob es wirklich zu Haftstrafen kommt. Während der zweijährigen Hauptverhandlung mußte nämlich keiner der Angeklagten einsitzen, und auch nach dem Urteilsspruch blieben sie auf freiem Fuß. (Süddeutsche Zeitung, 18.4.92)
Die spektakulären Strafen verdeckten allerdings, daß sämtliche kirchlichen Mittäter, allen voran der ehemalige Chef der Vatikanbank IOR und Erzbischof, Paul Marcinkus, gar nicht auf der Anklagebank Platz nehmen mußten, weil sie von allerhöchster vatikanischer Stelle gedeckt wurden, so daß eine Auslieferung trotz gültigen Haftbefehls unterblieb.
Außerdem wurde in der Berichterstattung das Ende des Banco Ambrosiano-Vorsitzenden Calvi als ungeklärt dargestellt. Tatsächlich stellte aber ein Gericht nach genauer Rekonstruktion des Tathergangs fest, daß Calvi sich gar nicht selbst getötet haben konnte, weswegen seine Lebensversicherung zur Zahlung an die Witwe verurteilt wurde. Journalisten des WDR stellten nach genauen Recherchen fest, daß die mutmaßlichen Mörder gedungene Profis waren, die in engem Kontakt zum Vatikan standen und dem einflußreichen Kurienkardinal Hnilica für eine Millionensumme Calvis Aktenkoffer mit wichtigen Dokumenten übergaben. (Vgl. die Dokumentation Im Namen des Papstes, ausgestrahlt im I. Programm (ARD) am 8.12.91 um 23.00 Uhr.) Eine Anklage gegen die Täter oder gar gegen die geistlichen Hintermänner ist aber nicht in Sicht. (Vgl. auch die ausführliche Berichterstattung in zahlreichen MIZ-Ausgaben seit 1982.)
Jugoslawien
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Anm. MIZ-Red.: Gerade Franziskaner haben in Jugoslawien militärische Erfahrung. Die kroatische faschistische Ustascha, die 1941 mehrere hunderttausend Serben bestialisch abschlachtete, stand unter Führung von Franziskaner-Mönchen. Tradition verpflichtet!
Österreich
Polen
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Derzeit liegt dem polnischen Parlament ein Entwurf vor, der ein generelles Verbot und bei Zuwiderhandlung eine Gefängnisstrafe von bis zu zwei Jahren vorsieht für "alle Personen, die den Tod des ungeborenen Kindes verursacht haben". Lediglich die Frau selbst soll straflos ausgehen. (KNA, 17.3.92)
Spanien
Tschechoslowakei
Vatikan
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Der Vatikan reagierte auf die Vorwürfe wie in totalitären Systemen bei Menschenrechtsverletzungen allgemein üblich: Die Gestaltung seiner Arbeitsverträge sei eine interne Angelegenheit, in die sich Außenstehende nicht einzumischen hätten. (Süddeutsche Zeitung, 3.4.92)
Nordamerika
USA
Asien
Afghanistan
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Aber auch die einheimische Bevölkerung leidet unter dem Heiligen Opium-Krieg. Der Leiter des UNO-Drogenkontrollprogramms stellte fest: "10 bis 15 % der 15- bis 35jährigen Männer in den Flüchtlingslagern Pakistans sind heroinabhängig." Die Hilfe von UNO und Fachorganisationen wird durch die Mujaheddin-Drogenbarone massiv behindert. (Süddeutsche Zeitung, 10.4.92)
Indonesien
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Anm. MIZ-Red.: Bleibt nur zu hoffen, daß der vom Erzbischof zitierte Gott nicht vergißt, auch seinen Statthalter auf der anderen Seite des Planeten von dieser neuen Erkenntnis zu unterrichten.