-
(207) Jul 1978. Gleich zweimal, am 12. und 13. Juli, besuchte der SPD-Parteivorsitzende und
Präsident der "Unabhängigen Kommission für internationale Entwicklungsfragen", Willy Brandt, den Vatikan. Vor seinen Gesprächen
mit dem vatikanischen "Außenminister" Casaroli, mit Kardinalstaatssekretär Villot und Papst Paul Vl. erklärte Brandt gegenüber
der Katholischen Nachrichten-Agentur in Rom, er könne "im Vatikan etwas lernen". Die päpstliche Enzyklika "Populorum
progressio" habe auch für seine Kommission eine "grundlegende Bedeutung". Nach den Gesprächen erklärte Brandt, er hätte bei
seinen Vatikanbesuchen ein "weites Feld gemeinsamer Einsichten" vorgefunden. Die "sehr enge Zusammenarbeit" der beiden großen
Kirchen in der Bundesrepublik Deutschland auf dem Gebiet der Entwicklungshilfe "untereinander und mit der Regierung" sei nach
seiner Erfahrung sogar "progressiver als die der politischen Parteien".
-
(208) Jul 1978. Der bayerische Landesvorstand der CSU veröffentlichte ein Papier der von ihm
eingesetzten Kommission "Kirche und Staat". In dem Papier heißt es: "Auch viele Christen sind in unkritischer Anpassung an die
moderne Welt unsicher geworden, ob das in christlichen Glauben begründete Menschenbild noch gültig und für christliches Handeln
verbindlich ist. Die Diskussion um das Recht auf Leben, um die Institution Ehe und Familie, um Erziehungsinhalte und -ziele
zeigt, daß die Gültigkeit dieses Menschenbildes keine gesicherte Verständigungsbasis mehr darstellt." Die Kommission bittet die
CSU darum, "sowohl bei ihren Mitgliedern als auch in dem weiten Feld der politischen Bewußtseinsbildung ständig an die tragende
Bedeutung des christlichen Menschenbildes zu erinnern". Denn auch die eigene Partei sei von dieser Infragestellung christlicher
Werte betroffen. In der Partei- und Erziehungsarbeit solle der Zusammenhang zwischen dem christlichen Menschenbild und den
politischen Grundeinstellungen deutlich gemacht werden: "Dazu gehören Treue, Dienst, Opfer, Verzicht, Hingabe,
Hilfsbereitschaft, und so unverzichtbare Lebensräume wie Heimat, Vaterland und Staat." Das politisch wirksame christliche
Verständnis des Menschen und der Gemeinschaft sei die unverrückbare Grundlage einer christlichen Partei. "Dieses Verständnis
ist eine Gabe der Kirche (!) an die Politik und verliert ohne deren Botschaft und soziale Arbeit seine Grundlage. Für die CSU
ergibt sich daraus der Auftrag, die kirchlichen Dienste und Werke zu unterstützen. Das "C" in ihrem Parteinamen verstehe die
CSU "als Kennzeichnung der sie bestimmenden religiösen Entscheidungen und als verpflichtende Norm". Theologische Richtungen,
"die eine gefährliche Politisierung der Kirche vertreten" und die "christliche Verkündigung und sozialistische Politik"
miteinander vermengen, werden von der CSU-Kommission "Kirche und Staat" ebenso abgelehnt wie ein "apolitisches Christentum",
das die "religiösen Motive politischen Handelns" verkenne und "radikalen Tendenzen Tür und Tor" öffne.
-
(209) Jul 1978. Der Vorsitzende der Bundesanstalt für Arbeit in Nürnberg, Josef Stingl, ist auf dem
19. Bundestreffen der Ackermann-Gemeinde in Fulda erneut zum Vorsitzenden gewählt worden. Die Ackermann-Gemeinde besteht aus
ehemals sudetendeutschen Katholiken und zählt gegenwärtig rund 10.000 Mitglieder. Stingl, der sich in Fulda für ein
"einheitliches Europa" einsetzte, hatte im Januar 1978 der 26. Arbeitstagung der Deutschen Burschenschaften in Berlin als
Schirmherr vorgestanden. Auf diesem Burschenschaftstreffen wurde die "Neuvereinigung Deutschlands" proklamiert, d.h. die
"Zusammenführung der Deutschen in einem gemeinsamen Staat, in einem Staatsgebilde, das heute in etwa Westdeutschland,
Ostdeutschland, Österreich und Südtirol umfaßt, wo man noch deutliche Elemente des Deutschtums feststellen kann" (vgl. MIZ Nr.
1/1978, Seite 13).
-
(210) Jul 1978. Der Mitbegründer und das Vorstandsmitglied des "Bundes Katholischer Unternehmer",
Fritz Burgbacher, ist Ende Juli in Köln verstorben. Durch ihn fand katholische Caritas Eingang in die bundesdeutsche
Spargesetzgebung (312- bzw. 624-Mark-Gesetz).
-
(211) Aug 1978. Der "Berufsverband Deutscher Psychologen" erklärte in München, die tätige und
aktive Mitgliedschaft in einer Jugendgruppe könne einen guten Schutz für Jugendliche vor den sich immer weiter ausbreitenden
Sekten und Jugendreligionen darstellen. Die Mitarbeit in einer Jugendgruppe sei wichtiger als alle Moralpredigten und
Strafmaßnahmen von Seiten der Eltern.
-
(212) Aug 1978. Der Vorsitzende der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Friedrich Zimmermann, startete
bei einem Vortrag in der Benediktinerabtei (!) Schweiklberg/Niederbayern erneut einen Angriff auf die öffentlich-rechtliche
Struktur des Rundfunks und Fernsehens, die ihrem Auftrag zur Gestaltung eines ausgewogenen Programms nicht mehr gerecht
würden.
-
(213) Aug 1978. Das Bischöfliche Generalvikariat in Osnabrück hat die Änderungsvorschläge der FDP
zum Paragraphen 4 des Schulgesetzentwurfes der schleswig-holsteinischen Landesregierung scharf zurückgewiesen. Die FDP wolle
nach eigenen Worten die Bedeutung von Religion und Weltanschauung, insbesondere aber des Christentums und seiner kulturellen
Tradition, aus der Definition des Bildungsauftrages der Schule entfernen.
-
(214) Aug 1978. In der Süddeutschen Zeitung setzte sich Michael Frank mit der "generalstabsmäßigen
Trauer" anläßlich des Todes von Papst Paul Vl. auseinander: "Unfug aber, verlogen zugleich, zynisch sogar ist es, dieses Land
durch totales Ausmerzen jeden Programmverlaufs zu einer katholischen Nation zu erklären zu einem ergriffenen, verschreckten
Häuflein verlassener Schafe, deren Hirt dahinging." - Tausendfacher Protest aus der Bevölkerung kann die Programm-Macher nicht
davon abhalten, auch in Zukunft "flankierende Stützungsmaßnahmen der Trauer" einzuleiten, wie sich der Pressesprecher des
Bayerischen Rundfunks, Bader, ausdrückte.
-
(215) Aug 1978. Als "untere Schrumpfgrenze der Kirchenpresse" bezeichnete die Katholische
Nachrichten-Agentur die derzeitige Gesamtauflage der konfessionellen Presse in Höhe von 21 Millionen Exemplaren pro Ausgabe.
Davon entfallen mehr als elf Millionen auf etwa 100 katholische Zeitungen und Zeitschriften, zehn Millionen auf insgesamt etwa
400 evangelische Blätter,
-
(216) Sep 1978. Das Bischöfliche Hilfswerk Misereor hat nach eigenen Angaben bisher über 23.000
Projekte mit rund 2,3 Milliarden Mark in der "Dritten Welt" gefördert.
-
(217) Sep 1978. Die Arbeiterwohlfahrt plant die Einrichtung der ersten Abtreibungsklinik nach
niederländischem Vorbild "in einem politisch abgesicherten Raum, also in einer Gegend ohne dominierenden kirchlichen
Einfluß".
-
(218) Sep 1978. Der Vorsitzende der Bundesanstalt für Arbeit in Nürnberg, Josef Stingl, wurde vom
"Bund der Vertriebenen" mit der "Plakette für Verdienste um den deutschen Osten und das Selbstbestimmungsrecht"
ausgezeichnet.
-
(219) Sep 1978. Eine in Bayern beschäftigte Diplompsychologin bei einer Beratungsstelle für
Schwangere soll strafrechtlich verfolgt werden, weil sie ein 18jähriges Mädchen zur Abtreibung nach Holland geschickt hatte.
Die junge Frau fürchtete wegen der Schwangerschaft ihren Ausbildungsplatz zu verlieren. Sie wollte die Lehre auf alle Fälle
abschließen und lehnte es ab, das Kind von dritter Seite versorgen zu lassen oder es zur Adoption freizugeben. Das Bayerische
Oberste Landesgericht äußerte "erhebliche Zweifel" am Vorhandensein einer Notlagenindikation. Eine Notlage könne nur im Fall
einer schwerwiegenden persönlichen und sozialen Bedrängnis unterstellt werden. Wirtschaftliche oder familiäre Schwierigkeiten,
sofern sie nicht "extrem" seien, reichten für eine Notlagenindikation nicht aus. Unterbrechungen oder Verzögerungen in der
Ausbildung müßten grundsätzlich hingenommen werden, es sei denn, daß damit der ganze Lebensweg ernstlich gefährdet werde
(Aktenzeichen 5 St 265/7 7).
-
(220) Sep 1978. 108 Millionen Mark hat die Bundesregierung 1977 für kirchliche Entwicklungsprojekte
aufgewendet, während die Kirchen selbst 437,6 Millionen Mark bereitstellten.
-
(221) Sep 1978. Elf katholische Sozialwissenschaftler aus der BRD und der Schweiz veröffentlichten
eine gemeinsame Erklärung zur Frage der kirchlichen Jugendarbeit. Darin wird vor "neo-marxistischen Interpretationsmustern der
Gesellschaft" gewarnt, die in unkritischer Weise und in beträchtlichem Umfang Eingang in grundlegende Aussagen der Katholischen
Jungen Gemeinde und der Katholischen Studierenden Jugend gefunden hätten. Der "ldealismus junger Menschen" werde auf diese
Weise mißbraucht und ende "in einer unverantwortlichen Desorientierung". Kirchliche Jugendarbeit müsse in engem Bezug zu der
seelsorglichen Verantwortung der Kirche stehen, weshalb die katholischen Jugendorganisationen "kein allgemeines politisches
Mandat für sich beanspruchen" könnten.
-
(222) Okt 1978. Kirchliche Hochschulen seien keine Stätten zur Austragung des Klassenkampfes, denn
dieser sei unvereinbar mit christlicher Solidarität, äußerte der Augsburger Bischof Stimpfle während eines Festaktes an der
Katholischen Stiftsfachhochschule München. In die gleiche Kerbe schlug der neugewählte Präsident der kirchlichen Fachschule,
Simon Hundmeyer: "Auf keinen Fall wollen wir kommunistische studentische Gruppierungen an dieser Hochschule, weil es mit dem
Charakter einer kirchlichen Hochschule unvereinbar ist, Kommunisten ein Forum für ihre Agitation einzuräumen."
-
(223) Okt 1978. Einen weitgehenden Kompromißvorschlag unterbreitete die Gewerkschaft ÖTV der
nordelbischen evangelisch-lutherischen Kirche, mit der sie als einziger Kirche in der BRD einen Tarifvertrag abgeschlossen hat,
der nunmehr verlängert werden muß. Die ÖTV schlug der nordelbischen Kirche vor, bei möglichen Streikmaßnahmen den gesamten
Bereich der seelsorgerischen und sozialen Dienste aus dem Arbeitskampf herauszuhalten. Bei der Unterzeichnung von
Tarifverträgen mit den Kirchen will die ÖTV deren besondere finanzielle Situation berücksichtigen. - In der ÖTV will man mit
solchen Zugeständnissen offenbar einen Stimmungsumschwung bei den Amtskirchen zugunsten einer Partnerschaft mit der
Gewerkschaft herbeiführen.
-
(224) Okt 1978. Bischof Antonius Hofmann von Passau hat den bundesrepublikanischen Massenmedien
dafür gedankt, daß sie die katholischen Belange im Hinblick auf die Papstfeiern in Rom in so guter Weise berücksichtigt
hätten.
-
(225) Okt 1978. Auf der 30. Jahrestagung des "Bundes Katholischer Unternehmer" (BKU) in Bad
Neuenahr wurde die Rückkehr zur "intakten Familie" und zu einer "wertbezogenen Schule und Erziehung" gefordert: "Es muß mehr
Strahlkraft in die Ehen der Christen hinein!" Das "christliche Menschenbild" müsse in der Öffentlichkeit, vor allem auch über
die Medien, offensiver als bisher vertreten werden. Neben der als Normalfall betrachteten Zweigenerationen-Familie müsse die
Dreigenerationen-Familie wieder stärker ins Bewußtsein gerückt werden. Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Bernhard
Vogel erklärte auf der BKU-Tagung, der Tüchtige dürfe nicht weiter als der Törichte erscheinen. Auch der heilige Martin lehre,
daß man einen Mantel haben müsse, um ihn teilen zu können.
-
(226) Okt 1978. "Das Seismogramm unserer Gesellschaft signalisiert einen Trend zum religiösen Buch
mit Bebenherd in den USA", stellte der Würzburger Dombuchhändler Franz Schmidl in einer Sondernummer "Theologie" des
Börsenblattes für den Deutschen Buchhandel fest. Der prozentuale Anteil der Gruppe "Religion und Theologie" an der gesamten
Buchproduktion sei in der Zeit von 1961 bis 1976 von 7,4 auf 4,6 Prozent zurückgegangen; während 1951 in der BRD insgesamt 1043
von insgesamt 14.000 Titeln jährlich unter dieser Thematik erschienen, waren es 1976 2.136 von insgesamt 46.763 Titeln.
-
(227) Okt 1978. Die westdeutsche katholische Zeitschrift Christ in der Gegenwart stellte die Frage:
"Wo stehen unsere Lehrer 1978?" Während früher "auf der Grundlage des Gottesglaubens" Unterricht erteilt worden sei, habe der
Marxismus durch eine "eindeutig marxistisch orientierte Lehrergeneration" eine "lndoktrinationsphase, etwa in den Fächern
Geschichte, Deutsch, Gemeinschaftskunde erreicht, die für einen gläubigen Christen nicht mehr tragbar ist".
-
(228) Okt 1978. Überschriften bundesdeutscher Illustrierten zum Tod von Papst Johannes Paul I.:
"Seine heitere Demut rührte die Welt" (Bunte); "Sein Lächeln lebt in unseren Herzen weiter" (Neue Revue); "Er liebte die
Menschen, und sie liebten ihn" (Quick); "Opfer eines kräfteverschleißenden Jobs" (stern).
-
(229) Okt 1978. Nach Gesprächen mit dem Bundesvorstand der Jungsozialisten hat die Katholische
Landjugendbewegung eine ersatzlose Streichung des Radikalen-Erlasses abgelehnt.
-
(230) Okt 1978. Auf einer Pressekonferenz am 19. Oktober in Bonn haben Vertreter der Gemeinsamen
Konferenz der Kirchen für Entwicklungsfragen (GKKE) und der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Unternehmer (ACU) einen
"Stufenplan" für die Kooperation zwischen kirchlicher Entwicklungsarbeit und Unternehmertätigkeit bekanntgegeben, So wird die
Teilnahme von Firmenangehörigen an den Vorbereitungsprogrammen der kirchlichen Entwicklungsdienste, die Vermittlung von
kirchlichen Referenten und die Bereitstellung von Informationsmaterial sowie die Einrichtung spezieller Programme für
Interessenten aus der Industrie angeregt. Die Unternehmer sollen kirchlichen Stipendienorganisationen für ehemalige
Stipendiaten entsprechende Arbeitsplätze zur Verfügung stellen und in den Entwicklungsländern die Ausbildung kirchlicher
Entwicklungshelfer im gewerblichen und sozialen Bereich fördern. Dafür wollen die kirchlichen Entwicklungsdienste den
Unternehmern ihre "Erfahrungen" hinsichtlich der Produktions- und gesellschaftspolitischen Bedingungen im Zielland zur
Verfügung stellen.
-
(231) Okt 1978. Am 18. Oktober kam das im Juni 1978 abgesagte Gespräch zwischen
Vorstandsmitgliedern der SPD und katholischen Verbänden und Persönlichkeiten im zweiten Anlauf zustande. Von SPD-Seite nahmen
Herbert Wehner, Helmut Becker, Elfriede Eilers und Gerhard Jahn an dem Treffen teil. - Eine Woche später wurde in Wuppertal ein
"Forum Nordrhein-Westfalen - Sozialdemokratie und Kirchen" erstmals mit Vertretern der Amtskirche veranstaltet.
Ministerpräsident Rau (SPD) erklärte: "In der zentralen Bewertung der Idee der Menschenwürde für Kirche, Gesellschaft und Staat
sind sich in den letzten Jahren christliche Kirchen und Sozialdemokratie sehr nahegekommen ... Auch der einst so ausweglose
Streit um die Schulpolitik hat im ganzen eine wesentliche Versachlichung erfahren".
-
(232) Okt 1978. Der 26. Bundesparteitag der CDU vom 23. bis 25. Oktober in Ludwigshafen kehrte zur
Gründungsidee als christliche Volkspartei zurück. Das neue "Grundsatzprogramm" der Partei bezieht sich in zentralen Aussagen
auf das christliche Verständnis vom Menschen, seine Verantwortung vor Gott, auf den christlichen Glauben als
Handlungsgrundlage, auf den Schutz des ungeborenen Lebens, Nächstenliebe, christliches Eheverständnis (Unauflöslichkeit der
Ehe!) usw. Dazu CDU-Generalsekretär Heiner Geißler: "Wir haben den Mut, Gott wieder in unserem Parteiprogramm zu nennen. Das
ist unsere Herausforderung." Die eindeutige christliche Profilierung der CDU war vor allem von christkatholischer
Unternehmerseite und von maßgebenden Kreisen der CSU gefordert worden, während zahlreiche evangelische CDU-Mitglieder dem neuen
Programmentwurf ihrer Partei skeptisch gegenüberstehen. Kommentar der Katholischen Nachrichten-Agentur zum Grundsatzprogramm
der CDU: "Der klaren Profilierung entspricht die eindeutige Abgrenzung gegen das sozialistisch eingeengte (!), bloß
innerweltliche und die Individualität des von Gott geschaffenen Menschen nicht kennende Verständnis von Freiheit, Solidarität
und Gerechtigkeit."
-
(233) Okt 1978. Von 1970 bis 1978 stieg die Zahl der katholischen Privatschulen um 70 auf 1142, die
Schülerzahl um 44.000 auf 296.881. Die Nachfrage übertrifft bei weitem die Kapazität. Die Schulen tragen im allgemeinen nur 15
Prozent der Kosten selbst. Den Rest zahlt "Vater Staat" an "Mutter Kirche", auch aus Steuermitteln der
Konfessionslosen.
-
(234) Okt 1978. Im Bistum Regensburg erhielt eine 27jährige Sozialpädagogin von der Katholischen
Jugendfürsorge eine "außerordentliche Kündigung", weil sie der Amtskirche nicht genehme "politische Aktivitäten im
außerdienstlichen Bereich" entwickelt hatte. Unter anderem hatte die junge Frau in der Mittelbayerischen Zeitung davor gewarnt,
terroristische Gewalttaten als Vorwand für eine Einschränkung bürgerlicher Freiheiten zu mißbrauchen.
-
(235) Nov 1978. Vor dem Bundesparteitag der FDP veröffentlichten sieben linksliberale
Bundestagsabgeordnete eine "Kritische Bestandsaufnahme" ihrer Partei, in der zum ersten Mal seit 1976 wieder die Forderung nach
Trennung von Kirche und Staat enthalten war.
-
(236) Nov 1978. Der katholische Caritasverband der Diözese München hat einen von ihm beschäftigten
Sozialarbeiter zur Kündigung seines Arbeitsverhältnisses gezwungen, weil er nur standesamtlich verheiratet ist und sich
weigert, eine kirchliche Trauung nachzuholen. Nach Auffassung des verantwortlichen Diözesan-Caritasdirektors Ertl bedeutet die
Mißachtung der kirchlichen Trauung eine "bewußte Verletzung der kirchlichen Glaubensordnung und der sittlichen Normen". Der
Direktor teilte dem betroffenen Sozialarbeiter mit: "Nachdem Sie ja von der Kirche sich gerne bezahlen lassen, erwarten wir
auch, daß Sie Ihre Entscheidung in unserem Sinne treffen."