Jesus Companies- Evangelikale in Deutschland

Bericht zum Vortrag von Felix Thiessen im InterCity Hotel Freiburg 21.04.2010
Veranstalter waren der IBKA Regionalverband Freiburg und die Jungen Atheisten

Der Vortrag, in welchem Felix Thiessen auch alle Multimedia Möglichkeiten wirkungsvoll ausnutzte, umfasste sowohl Geschichte, Statistik, Glaubensinhalte, Gemeindestruktur der Evangelikalen Verbände in Deutschland als auch deren Einfluss auf Politik und Medien. Als Resümee aus diesen Fakten warf Thiessen dann auch die Frage nach den Gefahren dieser Bewegung für Gesellschaft und Demokratie in Deutschland auf. Daran entzündete sich im Anschluss an den Vortrag dann auch eine teils heftig geführte Diskussion.

Eingangs führte Thiessen die Anfänge der Bewegung im 17. Jahrhundert als Reaktion auf die Liberalisierungen in Kirche und Gesellschaft zurück und zeigte den Zusammenhang zur pietistischen Bewegung der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts.
Die darauf vorgestellten Glaubensinhalte der evangelikalen Verbände kann man als Kampfansage an die „Moderne“ betrachten (Es gibt natürlich Unterschiede zwischen den einzelnen Verbänden, nicht alle vertreten alle dieser Punkte):

  • Die Bibel ist das absolut wörtlich zu nehmende Wort Gottes
  • Die Erde ist 6000 Jahre alt und die Evolution ist eine diabolische Erfindung der Wissenschaft
  • Krankheiten sind Strafen / Prüfungen Gottes
  • Homosexualität ist Sünde, Abtreibung und Verhütung [sic!] sind Mord
  • Sex vor der Ehe ist Sünde
  • Andere müssen [sic!] bekehrt werden
  • Die Erde wird bald untergehen, sie selber werden aber als „Auserwählte“ gerettet
  • Wir ernten was wir säen (Das rechtfertigt auch absoluten Wirtschaftsliberalismus, nur der Tüchtige soll vom Reichtum der Erde profitieren)

Um die Bedeutung der Bewegung einschätzen zu können, präsentierte Thiessen dann folgende Zahlen:

  • 1,3 Millionen Mitglieder in Deutschland
  • 600- 700 Millionen weltweit
Wie emotional aufgeladen die Versammlungen und Gottesdienste ablaufen, wurde in einem Video über den Europäischen Jugendtag der Neuapostolischen Kirche deutlich. 10.000 Jugendliche wurden in einem Stadion durch Tanz, Pop- Musik, einheitliche Kleidung und Aktionen in Hochstimmung und Extase versetzt.

Andere Videos (meist aus Politmagazinen von ARD + ZDF) zeigten, wie heftig gegen gemutmaßte Feinde gepredigt, in speziellen Veranstaltungen angebliche Heilungen und Exorzismen durchgeführt, Missions „Befehle“ ausgegeben und Teilnehmer in Ekstase und Trance (z.T. bis zum Umfallen) gesetzt werden.

Die Aussage eines Mitglieds der Erweckungsbewegung „The Call“ dass „wer mit mehr als einem Partner geschlafen hat als Hure betrachtet wird“ könnte man ja mit Schmunzeln zur Kenntnis nehmen, wenn nicht durch viele andere Aussagen in gleicher Richtung einem das Lachen leicht vergehen könnte.

Finanzielle Basis der diversen evangelikalen Verbände, die unter dem Dach „Evangelische Allianz“ in Deutschland zusammengefasst sind, sind vor allem finanzielle Beiträge der Mitglieder von bis zu 20% ihres Einkommens sowie Spenden, Gebühren für Kurse und „Heilungen“ und zusätzliche „freiwillige“ Arbeitseinsätze.

Neben der Platzierung ihrer Leute in politischen Parteien sieht Thiessen vor allem in ihrem Feindbild Islam, dessen Anhänger es unbedingt zu missionieren gilt, große Gefahren für das friedliche Zusammenleben weltweit. Er entwickelte auch das Szenario von einer USA (Vize-) Präsidentin Sarah Palin (Ex- Pfingstlerin) und dem (zukünftig vielleicht über Atomwaffen verfügenden) iranischen Präsidenten Ahmadinedschad . Was in einem solchen (immerhin möglichen) Szenario zu erwarten wäre, dagegen war die Bush- Ära wohl eine ausgesprochen friedliche Epoche.

Logo Junge Atheisten

Die überwiegende Mehrzahl der Teilnehmer teilte die Einschätzung von Felix Thiessen zur Gefährlichkeit der Evangelikalen Bewegung , deren Aktivitäten und rasanten weltweiten Ausbreitung.

Zum Schluss stellten Felix Thiessen und seine Mitarbeiterin die Gruppe Junge Atheisten mit deren Zielsetzungen und Aktivitäten vor. Felix Thiessen ist 17 Jahre alt und seit 2009 Bundesvorsitzender der Jungen Atheisten.

(Autor: Manfred Geiger)