IBKA: "Wissen statt Glauben" in Köln - Themen und Referenten
"Wissen statt Glauben" vom 25.-26. 09. 2004 in Köln
Die Themen und Referenten
An dieser Stelle möchten wir die Referenten und Themen der Seminare kurz vorstellen. Den Zeitpunkt der jeweiligen Veranstaltung im Rahmen der Mitgliederversammlung entnehmen Sie bitte dem Tagungsplan.
Das sockenfressende Monster in der Waschmaschine - Eine Einführung ins skeptische Denken
Der Vortrag mit Workshopanteilen soll dabei helfen, Behauptungen und Vermutungen besser kritisch prüfen zu können. Christoph Bördlein geht dabei auf die zahlreichen Möglichkeiten ein, wie man sich täuschen kann, und stellt skeptisches Denken als einen systematischen Prozess vor, der auch Spaß macht. Die Teilnehmer werden dabei mit einigen ungewöhnlichen Behauptungen konfrontiert, erfahren, wie man diese angemessen, unvoreingenommen und fair prüft, und erhalten Hilfestellungen für die Diskussion mit Anhängern solcher Gedankengebäude.
Christoph Bördlein studierte in Bamberg Psychologie und Germanistik. Er promovierte über ein lernpsychologisches Thema und arbeitet heute in einem Berufsförderungswerk für Blinde und Sehbehinderte. Neben seiner Arbeit widmet er sich der Popularisierung der Angewandten Verhaltensanalyse (Verhalten.org) und ist Ansprechpartner der "Bamberger Skeptiker", einer Regionalgruppe der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) e.V.
Braune Aura: Der esoterische Psychomarkt
Esoterische Psychokulte weisen eine Vielzahl von Parallelen zu faschistischen Denkmodellen und Organisationen auf: Führer- bzw. Gurukult, Elitarismus, Aufklärungsfeindlichkeit und Irrationalität, aber auch Rassismus und Antisemitismus. Wenig überraschend ist insofern, dass die NSDAP aus einem esoterischen Geheimbund, der so genannten "Thule-Gesellschaft", hervorging, deren Mitglieder von reinrassigen, ariogermanischen Übermenschen halluzinierten.
Heutige Vertreter der esoterischen Psychoszene führen derlei Ideologie ungebrochen fort: Der millionenfache Mord an den Juden und anderen Verfolgten des "Dritten Reiches" etwa wird verklärt als "karmischer Ausgleich" für Verfehlungen, derer diese sich in früheren Leben schuldig gemacht hätten.
Colin Goldner ist klinischer Psychologe und Leiter des Forum Kritische Psychologie e.V., einer Beratungsstelle für Therapie- und Psychokultgeschädigte. Er ist Autor zahlreicher Fachartikel und Bücher, u.a. des Standardwerkes Die Psycho-Szene (Aschaffenburg 2000).
Das Feuerbachsyndrom oder Warum die Wissenschaft die Religionskritik ignoriert
"Religionskritik gefährdet Ihre wissenschaftliche Karriere!" - Auch wenn es unwahrscheinlich ist, dass die EU-Bildungsminister jemals beschließen werden, religionskritische Bücher mit einem derartigen Warnhinweis zu verzieren, so ist der Zusammenhang doch offensichtlich, wie nicht nur die Lebensgeschichte Ludwig Feuerbachs eindrucksvoll belegt. Im Vortrag/Workshop soll das Spannungsfeld von Wissenschaft, Religion und Religionskritik untersucht werden. Der Referent wird dabei darlegen, dass sich die Wissenschaft nur dadurch der religiösen Umklammerung entziehen konnte, dass sie eine Art "Nichtangriffspakt" unterzeichnete, was dazu führte, dass Religionskritik in wissenschaftlichen Kreisen als zumindest "unfein" galt. Nun haben sich die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen jedoch in den letzten Jahrzehnten dramatisch verändert - mit der Folge, dass die ideologische Abspaltung der Religionskritik von der Wissenschaft nur noch schwerlich aufrecht zu erhalten ist. Schlussfolgerung des Referenten: Ebenso wie seriöse Religionskritik heute nur noch auf wissenschaftlicher Basis formuliert werden kann, so wird auch die Wissenschaft zunehmend erkennen müssen, dass sie selbst offensiv religionskritische Inhalte produzieren muss, um ihren eigenen Ansprüchen gerecht zu werden.
Michael Schmidt-Salomon, Dr. phil., Dipl. Päd., ist verantwortlicher Redakteur der Zeitschrift MIZ sowie Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des IBKA. Zuletzt erschienen u.a.: "Stollbergs Inferno" (Roman, 2003), "Bruder B.B. Re-Mix eines Nachgeborenen" (In: Gauch/Mahlow/ Zang (Hrsg.): "in naher ferne - Jahrbuch für Literatur 10", 2003), "Die Verhältnisse zum Tanzen bringen - Über Musik & und Politik" (In: Chlada/Dembowski/Ünlü (Hrsg.): "Alles Pop? Kapitalismus & Subversion", 2003), "Was ist Wahrheit? Das Wahrheitskonzept der Aufklärung im weltanschaulichen Widerstreit" (Aufklärung und Kritik 2/03), "Amerika und das Böse" (MIZ 2/03). Weitere Informationen zum Autor auf seiner Website.
Skeptisches Denken in moralischen Fragen -
Euthyphrons Dilemma
Auch in Fragen der Moral sollte man sich nicht einfach blind dem Diktat der Beredsamen beugen. Hier ist skeptisches Denken gefragt. Warum man in moralischen Fragen überhaupt kritisch denken sollte und wie man es kann, soll dieser Vortrag exemplarisch darlegen, anhand eines uralten moralischen Dilemmas, welches von Sokrates stammt und ihm eine Anklage wegen Verführung der Jugend zum Atheismus einbrachte. Heutzutage aber muss sich niemand mehr fürchten, kritisch zu denken, sondern wir müssen uns eher vor denen fürchten, die es nicht tun.
Volker Dittmar, Diplom-Psychologe, beschäftigt sich mit Psychologie, Glauben und Religion.
Gibt es im Islam Aufklärung und Religionskritik?
Während die westliche Welt von der Aufklärung grundlegend transformiert und modernisiert wurde, ist ein ähnlicher Umbruch in der islamischen Welt nicht zu beobachten. Trotzdem soll der Frage nachgegangen werden, ob, wann und wo aufklärerisches und religionskritisches Gedankengut vorhanden war oder vorhanden ist und wie wirksam es war und ist. Dabei geht es sowohl um aufklärerisches Denken im Rahmen der islamischen Religion und Philosophie als auch um säkulares Denken in islamisch geprägten Ländern. Welche Konsequenzen ergeben sich daraus für die heutige Politik?
Dr. Gernot Lennert M.A ist Politologe und Historiker und lebt in Mainz.
Versetzt er nicht nur Berge, sondern macht er auch gesund? Befunde zu Glaube und Gesundheit
In den letzten Jahren mehren sich Berichte über die angeblich positive Wirkung des Glaubens auf die psychische und körperliche Gesundheit. In seinem Vortrag gibt Michael Niepel zunächst einen Überblick über die solchen Berichten zugrunde liegende Forschung und ihre Befunde. Dabei versucht er insbesondere, die Methodik der vorgestellten Untersuchungen transparent zu machen, um sich dann im zweiten Teil der Frage zuzuwenden, was sich aufgrund der vorliegenden Befunde - unter Berücksichtigung methodischer Kritik - tatsächlich über den Zusammenhang von Religiosität und Gesundheit folgern lässt. Den Abschluss des Vortrags bilden eine Betrachtung zur Rezeption der Befunde und eine Erörterung der Frage, welche praktischen Konsequenzen sie haben könnten.
Der Diplom-Psychologe und Journalist Dr. Michael Niepel ist Vorsitzender der Ortsgemeinschaft Bielefeld des Humanistischen Verbands NRW.